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Sheni belohnt sich im Dutzend

Erstligist TuS Metzingen setzt sich bei der HSG Bensheim-Auerbach nach schleppendem Start mit 34:21 (18:10) durch. Shenia Minevskaja trifft zwölf Mal ins Schwarze.

Die Erwartungen waren groß nach dem 46:19-Sieg zu Weihnachten gegen den TV Nellingen. Vielleicht auch deshalb war TuS-Trainer André Fuhr nach dem 34:21-Erfolg bei der HSG Bensheim-Auerbach nicht uneingeschränkt begeistert. „Ich muss einfach den Finger in die Wunde legen, wenn mir etwas nicht so gefallen hat“, rechtfertigte sich der Coach gegenüber der Presse, die sich am nackten Zahlenwerk orientierte. Muss er aber nicht, weil die Sichtweise eines Trainers eine andere sein sollte. Da fallen Ungereimtheiten dann eben etwas schwerer ins Gewicht.

Derer gab es in der Auftaktphase doch einige, weshalb man nachvollziehen konnte, dass Fuhr bereits in der 14. Minute seine Mädels an der Seitenlinie um sich scharte. „Die Leichtigkeit hat  gefehlt, der letzte Zug. In der Abwehr der letzte Schritt, ganz besonders am Kreis.“ Deshalb stand es zum Zeitpunkt der Besprechung 5:5, was die 1990 Zuschauer mit gewisser Euphorie honorierten. Bald sollten aber nur noch jene jubeln, die in pink angereist waren.

Starke Phase

Aus der 20. Minute ist ein 9:10 aktenkundig, zur Pause stand es 10:18. und an dieser Stelle muss es dann erlaubt sein, Herrn Fuhr zu widersprechen. „Es hat sich so dahingeschleppt, gefühlt waren wir zur Pause nur drei Tore vorne.“ Es waren acht – und das war verdient. Die Abwehr hatte ihre abwartende Haltung aufgegeben, ging raus und ran. Carolin Schmele im HSG-Rückraum war ruhig gestellt, der agilen Kreisläuferin Merel Freriks wurde auf die Finger geklopft. Und die TusSies hatten eine überragende Shenia Minevskaja in ihren Reihen, die bis zum Pausenpfiff acht Treffer auf dem Zettel hatte.

Das blieb freilich auch ihrem Trainer nicht verborgen. „Für Sheni freut mich das ganz besonders. Sie konnte sich für ihre überragende Trainingsarbeit belohnen.“ Gelobt hat André Fuhr auch seine Keeperin Isabell Roch, die den Gegner zunehmend verzweifeln ließ, wie überhaupt die Abwehr nun alles im Griff hatte. Mit Maren Weigel hatte Fuhr die rechte Seite stabilisiert.

Halbzeit zwei war vielleicht nicht das rauschende Fest, das zu Weihnachten noch gegen Nellingen gefeiert wurde. Probiert wurde einiges. „Probleme hatten wir auf der Spielmacherposition. Das war bisher noch nie der Fall“, merkte der TuS-Coach, der dort sämtliche Kandidatinnen castete. Über 13:25 (44.) ging es hoch zum 21:34. Der letzte Treffer  hat eine besondere Erwähnung verdient. Dorina Korsos, die nach ihrer langen Verletzungspause behutsam aufgebaut wird, zeigte, dass sie für die ganz besonderen Momente sorgen kann. Per Kempa verwandelte sie ein Traum-Anspiel von Shenia Minevskaja. Ein Knaller kurz vor dem Jahreswechsel.

Was etwas unterging: Im vergangenen Jahr hat die TuS Metzingen in Bensheim in den letzten vier Minuten noch eine Vier-Tore-Führung hergeschenkt. Dieses Mal war man weit davon entfernt, das zweifelhafte Kunststück wiederholen zu können. Freilich können die TusSies besser spielen – das werden sie dann unter Beweis stellen, wenn es gefragt ist. Zum Beispiel am kommenden Sonntag in Schweden, wenn mit der Partie gegen Sävehof die Gruppenphase im EHF-Cup eingeläutet wird.

Gute Ausgangslage

Die Spielerinnen sehen es genauso. Marlene Zapf, die überall auftauchte, zum Beispiel ein Tor vom Kreis erzielte: „Bensheim hat in den ersten zwanzig Minuten sehr gut mitgehalten. Wir haben uns aber nicht aus der Ruhe bringen lassen und über eine gute Abwehr in unser Tempospiel gefunden.“ Spielführerin Julia Behnke ging ins Detail: „Die Anfangsphase war etwas holprig, doch dann haben wir in der Abwehr den Zugriff bekommen. Anfangs war unsere Chancenverwertung auch nicht gut genug, aber dort konnten wir uns ebenfalls steigern. Jetzt können wir mit einer guten Ausgangslage in den Januar starten.“

HSG Bensheim-Auerbach gegen TuS Metzingen 21:34

HSG Bensheim-Auerbach: Kockler (1), van Beurden – A. Hoekstra, Schmele (5/2), Ettaqi (3), Thomas, Logdanidou, Spur Petersen (1), S. Hoekstra (1), Friedberger, Freriks (4), van Gulik (3), Maidhof (3/2), Sobiech
TuS Metzingen: van de Polder, Kohorst, Roch – Zapf (4), Amega (1), Kobylinska (5), Kovacs (1), Minevskaja (12/3), Harsfalvi (4), Weigel (2), Vollebregt (2), Haggerty, Beddies (2), Behnke, Korsos (1)
Siebenmeter: 7/4 (Schmele (2) und Maidhof scheitern) – 4/3 (Zapf scheitert)
Zeitstrafen: van Gulik – Haggerty, Kovacs
Schiedsrichter: Daniela Kuschel, Sandra Senk (Mannheim)
Zuschauer: 1990

Ab Mittwoch wir wieder hart gearbeitet

Die TusSies haben über den Jahreswechsel frei, können im Kreise ihrer Lieben die Akkus aufladen – und es an Silvester auch ganz dezent krachen lassen. Gestern Morgen wurde noch ein letztes Mal im Jahre 2018 zusammen  trainiert. „Um das Ganze abzurunden“, wie Trainer André Fuhr gesagt hat. Ab Mittwoch geht es dann in die intensive Vorbereitung auf das EHF-Cupspiel am Sonntag, 6. Januar, in Sävehof (Schweden). Den recht komplizierten Flug nach Göteborg, man muss über die Schweiz Anlauf nehmen, tritt der pinke Tross am Samstag an.
Die Woche hätte weitaus anstrengender verlaufen können wenn, wie eigentlich geplant, am 2. Januar bereits das Bundesligaspiel gegen Buxtehude angepfiffen worden wäre. Der Gegner wollte verlegen und hat in Metzingen offene Türen eingerannt. An gewisse Eckpunkte im Jahresverlauf sollten sich die Planer doch halten.

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP