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Sogar Isa wundert sich

Die TuS schlägt im Erstligaderby die Neckarsulmer Sportunion dank starker zweiter Hälfte mit 36:26 (15:12).

Das hat gepasst – zumindest über weite Strecken. Der 36:26-Sieg der TusSies gegen die Neckarsulmer Sportunion war auch in der Höhe verdient. Zur Halbzeit (15:12) konnte man das noch nicht unbedingt erwarten.

Pinke Bank ist voll

Alle waren sie da, auch jene, die am Donnerstag noch im Krankenstand waren. Monika Kobylinska, Shenia Minevskaja und Katharina Beddies rannten sich warm, zur allgemeinen Verwunderung auch Delaila Amega. Und weil Anika Niederwieser nach langer Verletzungspause verabredungsgemäß im Kader stand, zudem aus der zweiten Mannschaft sich Miriam Welser bereit hielt, hatten die TusSies 15 Namen auf dem Zettel. Nur Tamara Haggerty fehlte mit Muskelfaserriss. „Da habe ich mich beim Aufwärmen ein bisschen erschrocken, weil es plötzlich so viele von uns waren. Aber schön, dass nun fast alle wieder dabei sind“, sagte Torhüterin Isabell Roch. Trainer André Fuhr war es wichtig zu betonen, dass er niemand, schon gar nicht die Presse, mit seinen Bulletin im Vorfeld täuschen wollte. „Am Donnerstag deutete bei Sheni und Moni noch nichts auf einen Einsatz hin. Dass Del spielen kann, hat mir der Doc erst am Freitagabend gesagt.“ Plötzlich so viele Spielerinnen zur Hand zu haben, sei für ihn völlig ungewohnt, so Fuhr, dessen „Bankgeschäfte“ man aber als durchaus gewinnbringend bezeichnen konnte.

Die TuS Metzingen hat es schon in der ersten Halbzeit über weite Strecken nicht schlecht gemacht. Nur wollte das 15:12-Zwischenergebnis nach 30 Minuten nicht so recht passen. Es wurden klare Sachen nicht reingemacht, beziehungsweise ging der letzte Pass in die Binsen.

Nicht zu meckern gab es bei Isabell Roch, die im ersten Abschnitt bereits zehn Paraden ausgepackt hatte. Die Abwehr tat sich indes schwer, das Spiel an den Kreis zu unterbinden. Das hat dem Coach nicht so gefallen, seiner Keeperin auch nicht. „Zudem hat Nele Reimer zu viel getroffen. Die haben wir dann ja aber rausgenommen“, lobte „Isa“ Kelly Vollebregt, die der überragenden Neckarsulmer Rückraum-Shooterin per enger Beschattung jegliche Lust am Handball raubte.

Vorne hatte die TuS zwei Mädels, die ihr Visier genau eingestellt hatten. Sechs Mal jubelte Maren Weigel, fünf Mal Marlene Zapf, bei der Freies aber nicht immer den Weg ins Netz fand. 3:0 (6.) hatte die TuS geführt, Neckarsulm war beim 7:6 nach einer Viertelstunde wieder dran, konnte auch das 11:8 aus der 23. Minute kontern. Das 15:12 zur Pause war dann fast ein bisschen zu wenig, was aber die Leistung von Neckarsulm nicht schmälern soll. Nicole Roth war zum Beispiel stark im Tor.

Viele Variations-Möglichkeiten

Drei schnelle Tore im zweiten Abschnitt  – und die Tendenz war klar. Es lief bei der TuS, beim Gast kaum noch, dem immer neue Aufgaben gestellt wurden. „Wir haben jetzt viele Möglichkeiten im Angriff“, freute sich André Fuhr. Pauschal hat er sein Team gelobt, das unter der Woche durch die Krankheitsfälle nur eingeschränkt trainieren konnte. Ein paar Spielerinnen hob der TuS-Coach hervor. „Maren Weigel hat gut gespielt, Anika Niederweiser hat mir bei ihrem ersten Einsatz sehr gut gefallen und Delalia Amega konnte uns sehr helfen. Man hat wieder gesehen, dass sie das Herz unseres Spiels ist.“ Wie gesagt, den Rest hat er pauschal gelobt, also auch Kelly Vollebregt, die neben ihrer Beschattungstätigkeit auch noch Zeit für Tore fand und für einen Traumpass auf ihre Spielführerin Julia Behnke, die daraus in der 47. Minute das 27:20 machte. Da war die Partie längst entschieden, der letzte Treffer zum 36:26 war Anika Niederwieser vergönnt, die zeigte, dass sie den Pink Ladies noch viel Freude bereiten kann. „Komischerweise war ich weniger aufgeregt als vergangene Woche in der zweiten Mannschaft. Die Explosivität fehlt noch, das wird aber mit jedem Training besser“, so die italienische Nationalspielerin.

Nächsten Samstag wartet das Derby in Bietigheim. „Wir sind dort Außenseiter, wollen aber ein unangenehmer Gegner sein“, sagte André Fuhr. Julia Behnke haute ein größeres Ding raus. „Wenn wir mit einem Tor gewinnen, reicht es völlig.“ Stimmt, das gibt auch zwei Punkte.

TuS Metzingen: Kohorst, Roch – Zapf (5), Amega (3), Kobylinska (6/3), Kovacs (3), Welser, Minevskaja, Niederwieser (3), Harsfalvi (1), Weigel (8), Vollebregt (3), Beddies, Behnke (4), Korsos
Neckarsulmer Sportunion: Roth, Gorelova – Kalmbach (5), Pavkovic (5/4), Kaufmann, Berg Haraldsdottir (1), Namat, Pavlovic, Ineichen (4), Reimer (6), Espinola Perez (2), Szojkovska (3)
Siebenmeter: 4/3 (Minevskaja scheitert) – 5/4 (Reimer scheitert)
Zeitstrafen: Korsos (2), Weigel, Minevskaja – Namat, Reimer, Ineichen
Schiedsrichter: Ramesh und Suresh Thiyagarajah
Zuschauer: 1050

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP