Seite auswählen
Es ist eine Zweiklassen-Gesellschaft in der Bundesliga. Oben stehen vier Teams mit der Optimal-Ausbeute von 8:0 Punkten: TuS Metzingen, Thüringer HC, Buxtehuder SV, SG BBM Bietigheim – genau in dieser Reihenfolge. Borussia Dortmund folgt mit 6:2, dann sind die Punktekonten ausgeglichen, beziehungsweise bekommen einen negativen Touch.
Mit Fug und Recht kann man also von einem Spitzenspiel sprechen, wenn am Mittwoch (19.30 Uhr) der Thüringer HC die TuS Metzingen empfängt. „Wir freuen uns riesig auf dieses Spiel“, sagt TuS-Trainer René Hamann-Boeriths. Geschäftsführer Ferenc Rott sieht das genauso und die Spielerinnen waren schon am Samstag ganz außer sich. „Der THC ist zu Hause extrem stark. Wir haben bisher aber echt überzeugt und können deshalb mit Selbstvertrauen hinfahren“, sagte die im EHF-Cupspiel gegen Blomberg überragende Julia Behnke. Und so wird man sich am Mittwoch also auf den Weg machen zur ersten echten Bewährungsprobe in dieser Saison.

THC noch stärker

Vizemeister THC ist im Vergleich zur vergangenen Saison noch stärker geworden. Anne Hubinger, Saskia Lang und Alexandra Mazzucco kamen als eingespieltes Trio aus Leipzig. Daraus wurde vergangene Woche ein Duo, weil sich Nationalspielerin Anne Hubinger schwer verletzt hat. Mittelfuß gebrochen, Bänder gerissen und Absplitterung am Fersenbein lautet die Diagnose. Sicher fehlt damit eine wichtige Stütze im THC-Spiel. Deutschlands Nummer eins auf halbrechts ist nicht einfach zu ersetzen, reagiert hat man und die brasilianische Nationalspielerin Patricia da Silva nachverpflichtet.
Schon ohne Hubinger hat Thüringen vor kurzem in Blomberg mit 30:16 gewonnen, das Duo Luzumova/Jakubisova zeigte sich dabei besonders in Torlaune. Dass das Team nun in der Champions-League gegen Vardar Skopje mit 21:29 verloren hat, wollte Ferenc Rott nicht zu hoch hängen. „Vardar ist neben Györ derzeit die stärkste Mannschaft der Welt.“ Die Niederlage kam unter anderem zustande, weil der THC im ersten Abschnitt zu viel Möglichkeiten liegen ließ.
Ein gutes Stichwort für den TuS-Trainer. „Wir müssen mit mehr Kopf spielen, besonders was die Chancenverwertung angeht“, deckt er das Manko der vergangenen Spiele auf. Wobei, das sollte man nicht vergessen, es bisher bezüglich der Ausgänge nicht einmal annähernd ein Problem wurde. Die Gegner waren aber auch andere.
Individuell sehr stark stuft Hamann-Boeriths das Personal von seinem Gegenüber Herbert Müller ein. Der wird sich sicher wieder etwas besonderes einfallen lassen – was aber irgendwie in der Natur der Trainer liegt. „Natürlich arbeitet man auf jeden Gegner speziell hin, es wird aber sicherlich keine riesigen neuen Dinge geben. Wir glauben an unser Spielkonzept und wollen die Sache nicht zu schwierig machen“, sagt der Kommandogeber der TusSies. Immer komme ein kleiner Level dazu – die Portion darf dieses Mal auch größer sein. 100 Prozent verlangt der Coach von jedem seiner Mädels, wer noch ein paar mehr findet, darf sie gerne auf die Platte bringen.
Am Sonntag hat sich René Hamann-Boeriths das Drittligaspiel der TuS Metzingen II nicht entgehen lassen. Erfreuliches hat er dort gesehen. Eine ganz starke Delaila Amega, eine treffsichere Annika Ingenpaß, Stina Karlsson machte in ihrem zweiten Spiel nach der Knieverletzung einen großen Schritt nach vorne – und Dorina Korsos nach ihrem Kreuzbandriss einen ersten unter Wettkampfbedingungen. Kann sein, dass sie mitfahren, ein Einsatz ist nicht sehr wahrscheinlich.
„Man wird sehen, wo wir stehen. Ich habe in Thüringen noch nie einen Punkt geholt“, blickt Ferenc Rott voraus. Sein Trainer ist da weitaus gelassener: „Ich habe dort noch nie verloren.“ Wäre gut, wenn er in seinem ersten Spiel nicht damit anfangen würde.
 
 
Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP