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Die TuS Metzingen empfängt im letzten Heimspiel der Bundesliga-Saison den Deutschen Meister Thüringer HC (Samstag, 20 Uhr, Paul-Horn-Arena Tübingen).

Kelly Vollebregt hat es in der Pressekonferenz am Donnerstag auf den Punkt gebracht: „Spiele gegen den Thüringer HC sind etwas besonderes. Da ist man extra motiviert.“ Dass man sich in zwei Wochen im Halbfinale des Final Four-Turniers um den DHB-Pokal wiedersieht, spielt da zunächst einmal keine Rolle. „Eine spezielle Situation ist das schon“, sagt André Fuhr. Eines kann der Trainer der TuS Metzingen aber versprechen: „Es wird nicht taktiert. Das geht sowieso nicht. Die Bundesliga ist sehr transparent, da kann man nicht allzuviel verstecken. Ich habe in dieser Saison fast alle Spiele des Thüringer HC gesehen, Herbert Müller die unseren auch – da gehe ich einfach mal davon aus.“

Realist Müller

Aus der Distanz betrachtet, kann die TuS Metzingen ganz locker in dieses Spitzenspiel gehen. Man ist Dritter, wird es bleiben, während es knapp drüber noch um den Titel geht. „Bietigheim und Thüringen haben zwei Minuspunkte, wir acht. Damit ist man früher schon einmal Meister geworden. Wir spielen eine gute Saison, die anderen beiden eine überragende“, umschreibt Fuhr das nackte Zahlenwerk. Kollege Herbert Müller gibt sich angesichts des klar besseren Torverhältnisses der SG BBM Bietigheim als Realist. „Das Rennen um die Meisterschaft ist gelaufen. Da darf man nicht weltfremd sein.“ Eine Titelpflicht bestehe beim THC sowieso nicht. „Wenn wir am Ende 23 von 24 Spielen gewonnen haben, war es doch eine hervorragende Saison.“ Da hat er sicher recht, nur muss das aus Metzinger Sicht freilich nicht sein, 22 aus 24 wäre doch auch ganz fein.

Es liegt mit an der TuS, dass der Deutsche Meister mit der aktuellen Bilanz unterwegs ist. Sie hatte den THC im Hinspiel nämlich richtig am Wickel, spielte perfekte 20 Minuten, in denen es aber versäumt wurde, mit mehr als vier Toren zu enteilen. Eine enge Beschattung für Monika Kobylinska wurde blendend geknackt. Als der THC auf seine Spezialität zurückgriff, eine siebte Feldspielerin auf die Platte brachte, fingen die TusSies drei Angriffe ab. Zwei Versuche, das leere Tor zu treffen, endeten am Pfosten, eine Harpune verhedderte sich im THC-Netz. Am Ende stand es 28:26 für den Deutschen Meister – die TusSies ärgerten sich mächtig.

Dass man diese Partie im Vorfeld noch einmal thematisierte, ist klar. Schließlich war es das vielleicht beste Spieldrittel der Saison. An jenes will man am Samstag in Tübingen anknüpfen. Dass die Partie erst nach 60 Minuten abgepfiffen wird, ist in pinken Kreisen durchaus bekannt.

Es ist ein besonderes Spiel am Samstag. Das letzte zu Hause, wenn man es so sehen will, obwohl in Tübingen gespielt wird. Dort wird man vor über 2000 Zuschauern auflaufen. Dann gibt es auch noch die dritte Halbzeit. „Man bleibt länger in der Halle“, hat Christoph Kalf, Assistent der Geschäftsführung, in der PK schon einmal angedeutet. Es stehen Verabschiedungen an. Dass die jetzt schon erfolgen, obwohl neben dem letzten Saisonspiel auch noch das Final Four am 25. und 26. Mai ansteht, mag auf den ersten Blick verwirren. Geht aber nichts anders, weil praktisch nach dem letzten Pfiff beim Final Four die Spielerinnen sofort zu diversen Nationalteams ausschwärmen. Für Spielführerin Julia Behnke, eine der Sieben, die verabschiedet werden, ist die Konstellation gar nicht schlecht. „Dann ist der emotionale Schub schon mal weg“, sagt die Kreisläuferin, die sich nach Russland (Rostov Don) verändert.

Vor den emotionalen Momenten wird aber gespielt. Dabei kann man sich an dem orientieren, was vor Wochenfrist in Buxtehude über die Bühne ging. „Wir sind da nicht so sehr über unser Tempo gekommen, sondern waren eher darauf bedacht, dass die Abwehr steht und die Angriffe auf den Punkt gespielt werden. Das Selbstvertrauen, in kritischen Situationen kühlen Kopf bewahrt zu haben, können wir mitnehmen.“ André Fuhr sieht den Auftritt seines Teams  im hohen Norden als Teil des Entwicklungsprozesses. Die TuS kann auch knappe Spiele für sich entscheiden. Diese Erkenntnis kann in den nächsten Tagen durchaus noch hilfreich sein.

Aus personeller Sicht gibt es keine großen Neuigkeiten. „Da sind wir von Beginn an nicht vom Glück verfolgt. Wir werden aber zwei Spieltage vor Schluss nicht mit Jammern anfangen“, sagt der TuS-Coach. Mit Marija Obradovic und Delaila Amega fehlen die beiden Langzeitverletzten. Maren Weigel fällt definitiv auch gegen den THC aus. Für Katharina Beddies, Schulter und Oberschenkel, kommt ein Einsatz wahrscheinlich zu früh. Dorina Korsos trainiert sich weiter fleißig ans Team ran, eventuell wird man sie ein paar Minuten sehen. Das Motto für seine Mädels hat André Fuhr ganz klar formuliert: „Wir wollen gewinnen – wie immer.“ Der THC verfolgt selbiges Ansinnen, und deshalb steht einem Spitzenspiel am Samstag gar nichts im Weg.

 

 

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP