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Der Grundstein ist gelegt

Im EHF-Pokal siegt die TuS Metzingen im Hinspiel in Astrachan mit 28:27. Marlene Zapf lässt es beim russischen Vizemeister zehn Mal krachen.

Im Hexenkessel von Astrachan hat die TuS Metzingen vor 2500 entfesselten Zuschauern kühlen Kopf bewahrt. Der 28:27-Sieg ist eine gute Grundlage fürs Weiterkommen in Runde drei des EHF-Pokals. Trotzdem wird es ein hartes Stück Arbeit, denn die Russinnen haben gezeigt, dass sie in Europa zu den Topteams zu zählen sind und sehr unangenehm werden können. Das wiederum wertet den Sieg der TuS Metzingen noch ein bisschen auf, die vieles richtig, manches hervorragend gemacht hat. Es ging aber auch noch einiges daneben, wie im bisherigen Saisonverlauf immer wieder zu sehen war. Die Konstanz über 60 Minuten wird noch gesucht.

Pinke Warnsirenen

Zunächst gingen die Gastgeberinnen in Vorleistung, führten 6:1, taten das, was TuS-Trainer André Fuhr bei diversen Videostudien aufgefallen ist. Angriffe strukturiert vortragen und oft erfolgreich zum Abschluss bringen. Es dauerte, bis die TuS-Gegenwehr zündete. Viel ging da über rechts. Monika Kobylinska sprühte vor Tatendrang, Marlene Zapf traf konstant. Das Manko war, dass man oft zu ungestüm im Spiel nach vorne war, etliche Bälle an den Gegner gingen. Das 8:6 nach 20 Minuten war noch in Ordnung, beim 10:6 vernahm man erneut pinke Warnsirenen. Temporär griff die Maßnahme, per 5:1-Deckung den Aufbau der Russinnen zu stören. Julia Harsfalvi und Katharina Beddies waren die umtriebigen Indianerinnen, Isabell Roch kaufte Astrachan im Tor einiges ab. Kurz vor der Pause nutzte Marlene Zapf zwei Kontermöglichkeiten und praktisch mit dem Halbzeitpfiff stellte Delaila Amega auf 14:13.
Die „Problemherde“ auf Astrachaner Seite waren zum einen National-Linksaußen Daria Samokhina, die den TusSies elf Mal einschenkte. Anna Kochetova ist das Phänomen an sich im russischen Team. Man sieht ihr die Sportlerin nicht auf den ersten Blick an, was die Nummer sechs aber auf die Platte zauberte, hatte Hand und Fuß. Sieben Treffer machte sie selbst, setzte immer wieder den Kreis in Szene, war einfach nicht zu halten.
Bezeichnenderweise startete die TuS ihre beste Sequenz just, als Kochetova nach einer Kollision mit Isabell Roch gepflegt werden musste. Sie hatte noch das 18:16 markiert, ehe fünf Stück in Pink folgten. Kobylinska und Zapf trafen doppelt, Beddies einfach. Hinten hielt Roch vielfach.
Das 18:21 aus Minute 46 konnte dann aber nicht konserviert werden, weil die TuS Metzingen nicht mehr alles richtig machte und Astrachan partout nicht gewillt war, sich vor heimischem Publikum eine Blöße zu geben. Kochetova hatte gar wieder auf 23:22 gestellt, hinten raus wurde es relativ wild, getanzt haben nach dem Abpfiff die Mädels in den himmelblauen Trikots und den pinken Hosen. Und das durften sie auch. Den 28:27-Auswärtssieg kann man nun am Samstag mit dem Weiterkommen vergolden.

Stimmen zum Spiel

André Fuhr: „Wir haben ein hochintensives Spiel gesehen, in dem wir kämpferisch nie nachgelassen haben und aufgrund der besseren Physis und des größeren Willens am Ende auch knapp gewonnen haben. Nach einer verschlafenen Anfangsphase sind wir gut zurück ins Spiel gekommen. Auch wenn wir den einen oder anderen Fehler zuviel gemacht haben, ist der knappe Sieg eine gute Ausgangsposition. Trotzdem ist es erst Halbzeit und der Gegner ist brandgefährlich.“

Isabell Roch: „Wir haben in den ersten zehn Minuten eigentlich gar nichts getroffen. Nach der Auszeit sind wir besser ins Spiel gekommen und haben bis zum Ende gekämpft. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, welches wir am Ende verdient gewonnen haben. Auch wenn unsere Quote bei den Siebenmetern besser werden muss, war es ein gutes Spiel von uns.“

Katharina Beddies: „Es war ein harter Kampf nach kopflosem Start. Wir hätten es deutlicher gestalten können, haben dies aber durch unsere verworfenen Siebenmeter, das verlorene Überzahlspiel und einige technischen Fehler verpasst. Anstatt dessen haben wir es am Ende dann recht spannend gemacht.“

So spielten sie
GK Astrachan gegen TuS Metzingen 27:28

Astrachan: Riabtseva, Trusova, Degtiareva – Kochetova (7), Sisenova (2), Samokhina (11/3), Antonova (2), Zelenkova, Kremneva, Zaitseva (1), Malashenko (2), Shichkina, Ignatovich, Kainarova, Snopova (2), Kozhokar
TuS Metzingen: van de Polder, Roch – Zapf (10/2), Amega (5), Kobylinska (7), Kovacs, Minevskaja (1), Harsfalvi, Weigel, Vollebregt, Obradovic (3), Haggerty, Beddies (1), Behnke (1)
Siebenmeter: 3/3 – 5/2 (Zapf, Kovacs und Minevskaja vergeben)
Zeitstrafen: Samokhina, Antonova, Malashenko, Kozhokar (2) – Harsfalvi (2), Beddies, Behnke
Schiedsrichter: Aleksandar Jovic, Nedim Arnautovic (Bosnien und Herzegowina)
Zuschauer: 2500

 

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP