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Neues Spiel – bekanntes Muster

Die TuS Metzingen verliert im EHF-Cup beim dänischen Vertreter Herning-Ikast-Handbold mit 28:31, gibt eine 15:14-Halbzeitführung zu leicht aus der Hand.
Die TuS Metzingen hat zumindest eine Ergebniskrise. In Herning verlor man gestern die dritte Partie in Folge, die erschreckende Parallelen zu jener unter der Woche beim Thüringer HC aufwies. Wieder schienen die TusSies alles im Griff zu haben, leisteten sich dann aber einen üblen Einbruch. Mit der 28:31-Niederlage bei  Herning-Ikast Handbold schwinden die Chancen auf das Überstehen der Gruppenphase im EHF-Cup. Revanche kann man schon nächste Woche nehmen, wenn die Däninnen nach Metzingen kommen. Will man das direkte Duell für sich entscheiden, muss einiges besser werden.
Ganz starker Auftakt
Alles war gut bis zur 13. Minute. Die Pink Ladies mussten sich kurz orientieren gegen die 6:0-Abwehr der Däninnen, fanden dann aber schnell den Schlüssel. Patricia Kovacs machte zu Beginn alles richtig, marschierte entschlossen in die Lücken, wackelte den Gegner aus und sorgte unter anderem in besagter 13. Minute für das 4:8. Da hatten die Gastgeber bereits ihre Formation in 5:1 geändert, was die TusSies aber nicht großartig juckte.
Dann ging plötzlich gar nichts mehr. Und das bei bei weitem nicht nur, weil sich die Däninnen gefangen hatten. Die TuS traf nicht mehr, leistete sich unerklärliche Fehler technischer Art. Der Gastgeber legte binnen fünf Minuten ein 6:0 auf. Helene Fauske war gar nicht zu bremsen, Emma Friis vergnügte sich bei Gegenstößen. Deren gab es zu viele. „Das waren nur unsere Fehler, wir geben die Dinge immer selbst aus der Hand“, ärgerte sich TuS-Trainer André Fuhr mächtig. Die Metzingerinnen kamen aber zurück, waren beim 10:11 durch Monika Kobylinska wieder vorbei, nahmen ein 15:14 mit in die Kabine.
Auch im zweiten Abschnitt musste sich der Trainer wieder ärgern. Es stand 17:17 nach 35 Minuten, Sarah Iversen brummte für Herning eine Zeitstrafe ab, die TuS spielte in der Überzahl ganz fein hundertprozentige Chancen heraus – die von Monika Kobylinska und Marlene Zapf nicht genutzt wurden. Jessica Ryde im dänischen Tor wurde ein Faktor. André Fuhr sah es ein bisschen anders. „Man kann sich immer die Frage stellen: Gut gehalten oder schlecht geworfen.“ Bei freien Einschussmöglichkeiten tendiert er immer zu zweiterem.

Abwehr schläft

Herning-Ikast trat nun wieder in Vorleistung, bejubelte nach 44 Minuten eine 22:19-Führung. „In der Abwehr schlafen wir“, führte Fuhr einen Aspekt an, der besonders zutraf, wenn Emma Friis auf Linksaußen ihre Spielchen trieb. Man hatte es sich auf Video angesehen, war also gewarnt. „Das geht gar nicht“, sagte Fuhr.
Genau so wenig begeisterte ihn die temporäre Einfallslosigkeit, so wurde beim Stand von 26:23 (52.) ein Zeitspiel gegen die TuS verhängt – zurecht. Die war beim 27:26 (56.) und 28:27 (57.) aber trotzdem wieder dran, unter anderem weil Kelly Vollebregt ein feines Händchen hatte. Warum dann Julia Harsfalvi in der 58. Minute in Überzahl von den eigenen Mitspielerinnen in eine Wurffalle manövriert wurde, ist ein Mysterium, vielleicht der Tatsache geschuldet, dass sich viele nichts mehr zutrauten.
„Es fehlt in solchen Situationen eine Leaderin“, stellte André Fuhr fest. Auch deshalb setzte es die unnötige Niederlage – die für Fuhr zumindest um ein Tor zu hoch ausfiel. Über das 31:28, erzielt durch einen direkten Freiwurf von Louise Burgaard per direktem Freiwurf, wollte er sich gar nicht mehr einkriegen. Der inaktive Block fälschte den Ball auch noch ab.
„Es muss einfach unser Anspruch sein, solche Spiele zu gewinnen“, wird der Coach den Mädels noch einmal ins Gewissen reden. Auf das Rückspiel, das eventuell übers Weiterkommen entscheidet, kann man sich nun eine Woche vorbereiten.
Die Spielerinnen haben die Hoffnung noch nicht verloren. Kelly Vollebregt zur Niederlage: „In der Summe haben wir zu viele technische Fehler gemacht. Auch in der Abwehr waren wir zu oft nicht konzentriert genug, was zu leichten Toren für die Gastgeberinnen führte.“ Tamara Haggerty gab sich kämpferisch: „Wir haben gut angefangen, mit schönen Angriffen und viel Druck zum Tor. Dann haben wir leider zu viele kleine Fehler gemacht, die Ikast gut genutzt hat. Aber nächste Woche kommen sie zu uns in die Öschhalle, und ich habe ein gutes Gefühl, dass wir dann die Punkte holen können.“ Die Tordifferenz sollte auch noch stimmen.

Herning-Ikast Handbold: Ryde, Englert – Moller, Troelsen (1), Fauske (11/5), Iversen (4), Gantzel, Friis (6/1), Bjerregaard, Jakobsen (2), Augustesen, Loeseth (2), Burgaard (5)
TuS Metzingen: Kohorst, Roch – Zapf, Kobylinska (9/4), Kovacs (6), Welser, Minevskaja (3/2), Harsfalvi (1), Weigel (1), Vollebregt (3), Haggerty (2), Beddies, Behnke (2), Korsos (1)
Siebenmeter: 7/6 (Friis scheitert) – 7/6 (Minevskaja scheitert)
Zeitstrafen: Fauske, Iversen, Bjerregaard (2) – Harsfalvi, Korsos
Schiedsrichter: Eskil Braseth, Leif Andre Sudet (Norwegen)
Zuschauer: 1322

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP