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Der Saisonabschluss geht völlig daneben

Die TuS Metzingen verliert bei der HSG Blomberg-Lippe mit 21:25 (9:14). Generalprobe fürs Final Four gründlich misslungen.

Das hat sich nicht nur TuS-Trainer André Fuhr ganz anders vorgestellt. 16 Jahre lang hat er die HSG Blomberg-Lippe trainiert, kam nun zum ersten Mal mit einer anderen Mannschaft ins Lipperland. Klar, dass er beim Wiedersehen die Punkte mitnehmen wollte. Es war ausgemacht, dass die Mannschaft das auch will. Man kann ihr den Willen sicher nicht absprechen, die Umsetzung misslang aber völlig.
So viel hatte man sich vorgenommen für das letzte Saisonspiel. Nach der 26:36-Niederlage gegen den Thüringer HC vor Wochenfrist wollten sich die TusSies den Frust von der pinken Seele ballern, Selbstvertrauen aufbauen für das Final Four nächste Woche, wo wieder der Thüringer HC wartet. Dann war es das Ziel, einen neuen Vereinsrekord zu schaffen, unter elf Minuspunkten in einer Saison zu bleiben. Alles hat nicht geklappt.
Die TuS Metzingen war als klarer Favorit ins Rennen gegangen, hatte man doch den Gegner im Hinspiel am 30. Januar in der Öschhalle mit 36:23 besiegt. Ob das noch durch die Köpfe spukte? Fakt ist, dass die Metzingerinnen am Samstag keine Einstellung zum Gegner fanden, der sehr aggressiv auftrat. „Es war klar, dass die Mannschaft gewinnen wird, die es mehr will. Das waren definitiv nicht wir“, sagte André Fuhr. Die HSG punktete mit Wille und Einsatz. „Wir haben keinen Zweikampf gewonnen, weder in der Abwehr noch im Angriff“, so der enttäuschte TuS-Coach.

Vom Anpfiff weg standen die Gastgeberinnen unter Strom, lagen nach vier Minuten mit 4:2 in Front. Es hatte in der Folge den Anschein, dass die TusSies das nicht einfach hinnehmen wollten. Julia Harsfalvi traf doppelt, Monika Kobylinska markierte das 4:5 (9.). Der Bruch kam, nachdem Kelly Vollebregt in der 16. Minute mit einem Gegenstoß an Blombergs Keeperin Melanie Veith gescheitert war. Die hatte einen Sahnetag erwischt, jene, die sie bezwingen wollten, bei weitem nicht. Nach dem 9:6 durch die bärenstarke Silje Brons Petersen (19.) hatte die TuS Metzingen keine echte Chance mehr, das Spiel zu drehen. Das 14:9 zur Pause tat weh, die Chancenverwertung war unterirdisch, auch eine siebte Feldspielerin konnte da nicht helfen.
Abschnitt zwei wurde nicht besser. Technische Fehler häuften sich, in Überzahl ging gar nichts, im Gegenteil. Anika Niederwieser und Shenia Minevskaja wurden gar Schritte abgepfiffen, während die HSG in höchster Zeitspiel-Not die Bälle noch in den Winkel zimmerte. Eine Manndeckung für  Silje Brons Petersen zeigte nur bedingt Wirkung, weil dann eben andere in die Bresche sprangen und problemlos Lücken in den instabilen pinken Abwehrverbund rissen.

Erst als alles vorbei zu sein schien, kamen Lebenszeichen von der TuS. Nach dem 22:16 (50.) traf Patricia Kovacs vier Mal  in Folge zum 22:20 (57.). Als dann Veith per Glanzparade den Anschlusstreffer verhinderte, kam ihr Team aus dem temporären Tief und feierte am Schluss ausgelassen den 25:21-Sieg.
Eine „indiskutable Leistung“ bescheinigte André Fuhr seiner Mannschaft. „Der Gegner war bissig, wir haben den Kampf nicht angenommen, wollten es spielerisch lösen. Das klappt aber nicht“, so Fuhr. Ohne den erhofften Schwung und Selbstvertrauen geht es nun ins Final Four. Dass man dort eine andere TuS Metzingen sehen wird, darf man Fuhr getrost glauben. „Dass Überraschungen möglich sind, hat man ja heute gesehen“, sagt der TuS-Trainer. Klarer Favorit im Halbfinale ist der Thüringer HC, der als Vizemeister punktgleich mit Titelträger SG BBM Bietigheim die Saison beendet. Die TuS folgt mir respektvollem Abstand auf Platz drei. Das sollte man bei allem Ärger über den Auftritt in Blomberg nicht vergessen.
Aus Niederlagen hat man bisher immer die richtigen Schlüsse gezogen. Nach dem 26:36 gegen den THC war das nicht Fall. Jetzt gibt es einen weiteren Versuch. „Es nur zu sagen hilft nichts. Da müssen Taten folgen“, nimmt André Fuhr seine Spielerinnen vor dem Saisonhighlight in die Pflicht.

HSG Blomberg-Lippe: Monz, Veith – Schnack, Rüffieux (1), Klaunig (1), Smits, Agwunedu (3), van Zijl (3), Pichlmeier (2), Kordovska (2), Steenbakers, Michielsen (5/2), Rodrigues (1), Franz, Petersen (7/1)
TuS Metzingen: Kohorst, Roch – Zapf (2), Kobylinska (5), Kovacs (6/3), Welser, Minevskaja, Niederwieser (3), Harsfalvi (2), Vollebregt (1), Haggerty (1), Beddies, Behnke (1), Korsos
Siebenmeter: 6/3 (Petersen (2) und Michielsen scheitern) – 4/3 (Kovacs scheitert)
Zeitstrafen: Agwunedu (2), van Zijl, Rodrigues – Kohorst, Kovacs, Haggerty, Behnke
Schiedsrichter: Fabian und Christian vom Dorff
Zuschauer: 899

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP