Seite auswählen

Europa strahlt nicht mehr pink

Im Rückspiel der dritten Runde des EHF-Pokals verabschiedet sich die TuS Metzingen mit einer 28:29-Niederlage gegen den schwedischen Meister H 65 Höörs HK aus dem Wettbewerb.
Das Erfolgsrezept ist relativ einfach. Höörs Marie Wall hat es am Samstag verraten: „Wir schauen gar nicht auf den Zwischenstand.“ Und deshalb juckte es die Schwedinnen kein bisschen, dass sie in der 27. Minute mit 9:14 im Rückstand lagen, als ihnen Delaila Amega sogar ein „Empty-Net-Goal“ eingeschenkt hatte. Die Gäste aus dem hohen Norden schlugen erbarmungslos zurück, bestraften jeden TuS-Fehler beziehungsweise Fehlwurf. Von beiden gab es zu viel und deshalb stand es zur Pause nur noch 15:13. Diese Phase war rückblickend der Anfang vom Ende im EHF-Pokal.

Die TuS beherrschte ihren Gegner im ersten Abschnitt, hatte sich nach Marlene Zapfs Gegenstoß-Treffer zum 9:5 (17.) einen feinen Vorsprung erarbeitet, der nach einem Zapf-Siebenmeter zum 12:7 (22.) noch feiner war. Shenia Minevskaja war zu Beginn gut drauf. Das hat, wie oben nachzulesen ist, die Mädels aus Höör gar nicht interessiert. Sie warteten auf ihre Chance – und griffen zu als sie kam.

Prekär wurde die Situation in der 38. Minute. Wall, zusammen mit Olsson die auffälligste Erscheinung im Spiel der Schwedinnen, hatte ihre Farben mit 17:16 in Führung gebracht. Frau Olsson mit einem weiteren Geheimnis: „Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, haben deshalb eine tolle Kondition und können jeden Gegner müde spielen.“ Das können sie in der Tat, wobei die Vorbereitung der TusSies sicher auch nicht von schlechten Eltern war. Sie waren am Samstagabend einfach nicht gut genug, um gegen Höör den Einzug in die Gruppenphase perfekt zu machen.

„Man weiß, dass ein Spiel 60 Minuten dauert – und nicht nach 27 vorbei ist. Das ist bitter und enttäuschend, wir haben aus dem Hinspiel scheinbar gar nichts gelernt. Die kommen immer wieder zurück“, sagte TuS-Keeperin Jasmina Jankovic, die sicher nicht schlecht hielt, ihre Gegenüber Jannike Wiberg war aber noch besser. Bis auf den Kreis sei Höör auf jeder Position besser gewesen als Metzingen. Eine schonungslose Analyse von der TuS-Keeperin.

„Wir bekamen in der Abwehr keinen Zugriff auf deren Schlüsselspielerinnen“, klagte Julia Behnke. „Abwehr und Chancenverwertung waren die Probleme“, wusste Delaila Amega, die den Abend mit einem Kraftausdruck zusammenfasste, der mit „Sch“ beginnt.

Die TuS konnte den Gegner zwar stellen und auch kurzzeitig wieder überholen, so zum Beispiel beim 24:23 (52.) und 26:25 (55.) – beide Tore gingen auf das Konto von Monika Kobylinska. Danach ging aber einfach zu viel vorbei, die Schwedinnen, denen seit dem 24:24 (54.) ein Remis gereicht hätte, stellten sich durchaus geschickt an und feierten überschwänglich den 29:28-Sieg – an den sich nun diverse Reisen quer durch Europa anschließen. Die TusSies können sich auf den DHB-Pokal und die Meisterschaft konzentrieren. Besser gesagt: Sie müssen es.

„Wir waren besser als im Hinspiel, die Abwehr war aber nicht richtig gut, der Angriff auch nicht“, sagte Monika Kobylinska, die traurig war, dass die Gruppenphase verfehlt wurde. „Es war klar, dass der Gegner eine gewisse Qualität mitbringt. Die haben sehr viel Selbstvertrauen und geben nie aus. Es hat einfach nicht gereicht für uns. Sicher hat Anna Loerper mit ihrer Erfahrung gefehlt. Eine Hypothek war zudem, dass gegen Ende klar war, dass Höör jedes Unentschieden zum Weiterkommen reicht“, sagte TuS-Trainer René Hamann-Boeriths, der nun etliche TusSies an Nationalteams abgibt. Der Rest wird nach einer kurzen Pause wieder den Trainingsbetrieb aufnahmen. Es gibt immerhin noch zwei Wettbewerbe zu bespielen.

So spielten sie:
TuS Metzingen gegen H 65 Höörs HK 28:29

TuS Metzingen: Jankovic, Roch – Zapf (4/3), Amega (4), Kobylinska (6/1), Minevskaja (6/2), Karlsson, Ingenpaß, Großmann (1), Weigel, Vollebregt, Obradovic, Beddies (1), Behnke (6)
H 65 Höörs HK: Wiberg, Bergdahl – Käallhage, Rask (1), Mässing (2), Bardis (2), Winnberg, Lindqvist (4), Thorleifdottir (4), Olsson (8/1), Hvenfelt, Wall (7), Gullberg (1), Fransson, Andersson
Siebenmeter: 9/6 (Minevskaja (2) und Zapf scheitern) – 1/1
Zeitstrafen: Behnke (2) – Källhage, Mässing (2), Bardis, Olsson, Hvenfelt.
Schiedsrichter: Tomislav Cindric, Robert Gonzurek (Kroatien)
Zuschauer: 1050

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP