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Es funktioniert nicht viel

Die TuS Metzingen unterliegt im Spitzenspiel der Bundesliga in der Tübinger Paul-Horn-Arena dem Thüringer HC mit 26:36 (13:17).

Es gab nach Ablauf der 60 Minuten keine zwei Meinungen: Der Thüringer HC hat verdient gewonnen – auch in der Höhe. Teil zwei ist zwei Tatsachen geschuldet. Der Gast packte in der Paul-Horn-Arena seine beste Saisonleistung aus, und die TuS Metzingen brach nach dem Seitenwechsel ein. „Wir haben von Anfang an auf einem hohen Level gespielt. Alles hat funktioniert und das konnten wir über 60 Minuten durchziehen“, sagte Thüringens Trainer Herbert Müller. „Wir haben viel probiert, wenig hat funktioniert. In der zweiten Halbzeit haben wir extrem schlecht verteidigt, sind in keine Zweikämpfe mehr gekommen“, sagte André Fuhr, Trainer der TuS Metzingen. Bekanntlich sieht man sich in zwei Wochen im Halbfinale des Final Four-Turniers um den DHB-Pokal wieder.  „Das ist ein neues Spiel, das zum Glück bei 0:0 beginnt. Wir werden gründlich analysieren, uns aufrappeln und alles in die Waagschale werfen“, so der TuS-Trainer. Manager Ferenc Rott gab sich kämpferisch: „Natürlich ist der THC Favorit, er ist aber nicht unschlagbar.“ Mutige Aussage, die man mit einigem Wohlwollen nachvollziehen kann.

Die Geschichte der ersten Halbzeit lässt sich mit zwei Zahlen beschreiben. Die Zehn und noch einmal die Zehn spielen eine große Rolle. Zehn Paraden wurden für Isabell Roch notiert, die nach ihren Hüftproblemen eine fantastische Leistung auf den rosaroten Boden haute, auch Freies wegschnappte, zum Beispiel zwei Mal gegen Nationalspielerin Meike Schmelzer vom Kreis. Überhaupt war die pinke Defensive nicht der Grund, dass man zur Pause einen 13:17-Rückstand zu beklagen hatte. Vielmehr kommt da die zweite Zehn ins Spiel. Die steht für die Fehlwürfe, die der TuS im ersten Abschnitt unterliefen. Ann-Cathrin Giegerich hielt sicher gut, durfte aber auch unnötig glänzen.

Die Partie kam etwas schwer in die Gänge, weil beide Abwehrreihen nicht sehr viel zuließen. Erst in der dritten Minute traf Patricia Kovacs zum 1:0. Der THC zeigte seine Klasse unter anderem bei Gegenstößen, der Weltklasse-Rückraum mit Iveta Luzumova, Emily Bölk und Alicia Stolle machte Betrieb.

Die TuS hatte dort ebenfalls ihre Besten positioniert. So fand Monika Kobylinska immer wieder die Lücken, konnte nicht gestellt werden, Patricia Kovacs machte es ebenfalls gut. Manche Durchbruch-Gelegenheit verstrich allerdings. Die TusSies spielten sicher nicht schlecht im ersten Abschnitt. Schlecht war nur die Chancenverwertung. Der THC war beim 4:7 (12.) enteilt, beim 8:8 (16.) wieder gestellt. Das 8:12 vier Minute später war eine weitere Zwischenstation. André   Fuhr hatte in dieser Phase mit einer siebten Feldspielerin experimentiert, was der THC prompt mit zwei Treffern ins leere Tor für sich nutzen konnte. Iveta Luzumova zeigte da ihre ganze Klasse. Die TuS kämpfte sich auch Dank der Roch-Paraden zurück, nach dem 12:13 durch Tamara Haggerty (25.) ging es aber wieder in die andere Richtung.

Wenn man zur Halbzeit gegen den Thüringer HC mit 13:17 zurückliegt, tut man sich schwer, noch etwas zu drehen. Es sei denn, alles läuft optimal. Das tat es bei den TusSies nicht, die weiterhin aus vielen Möglichkeiten wenig Tore machten. Patricia Kovacs packte eine starke zweite Spielhälfte aus, Emily Bölk und Alicia Stolle taten dies auf Seiten des THC. Weil es in der Defensive kaum noch Zugriffe gab, konnte sich der Gast immer weiter absetzen. Nach dem 22:32 hatte es den Anschein, dass die TusSies, die auf eine 5:1-Deckung umgestellt hatten, mittels eines 4:0-Laufes noch etwas reparieren könnten. Es wurde bis zum 26:36 dann aber doch noch richtig bitter.

Wie soll es nun im Final Four anders werden? „Weil der Pokal eigene Gesetzte hat“, fütterte André Fuhr das imaginäre Phrasenschwein. Man darf sich sicher nicht blenden lassen vom Endergebnis. Über weite Strecken der ersten Halbzeit hat die TuS Metzingen sehr gut gespielt. Das ist ein Fakt, auf den man durchaus bauen kann.

 

 

TuS Metzingen: Kohorst, Roch – Zapf, Kobylinska (9/2), Kovacs (7), Welser, Minevskaja, Niederwieser, Harsfalvi (3), Vollebregt (3), Haggerty (1), Beddies, Behnke (3), Korsos
Thüringer HC: Krause, Zimmermann, Giegerich – Lang, Sazdovska (2), Mazzucco (4), Schmelzer, Stolle (6), Luzumova (13/6), Bölk (7), Großmann (2), Müller (1), Huber (1)
Siebenmeter: 4/2 (Minevskaja und Kobylinska scheitern) – 6/6
Zeitstrafen: Kobylinska, Harsfalvi, Haggerty – Mazzucco, Stolle (2), Huber (2)
Schiedsrichter: Sebastian Grobe, Adrian Kinzel
Zuschauer: 2000

 

 

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP