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TusSies stecken in der Krise

Frauenhandball, Bundesliga Die TuS Metzingen verliert nach 23:19-Führung vier Minuten vor dem Abpfiff bei der HSG Bensheim/Auerbach mit 23:24.

Aufsteiger HSG Bensheim/Auerbach hat den ersten Sieg der Saison gelandet, die TuS Metzingen die zweite Niederlage in Folge kassiert. Damit kann man die Meisterschaft von der Wunschliste streichen, in dieser Verfassung tut man sich auch nächste Woche schwer, wenn es beim TV Nellingen um den Einzug ins Pokal-Final-Four geht. Die letzten Minuten waren der reinste Horror. Eine 23:19-Führung aus der 56. Minute mündete in der 23:24-Niederlage.Die TuS Metzingen trat ohne die am Knöchel verletzte Monika Kobylinska an, konnte in der ersten Halbzeit nach 2:4-Rückstand mittels einer 5:0-Serie auf 4:7 stellen und führte ab der elften Minute mehr oder weniger deutlich. Einmal mehr war auf Geburtstagskind Marlene Zapf Verlass, die auf Rechtaußen mit einer guten Quote aufwartete. Maren Weigel traute sich im rechten Rückraum einiges zu.

Pinke Aussetzer

Die pinke Maschine lief aber bei weitem nicht fehlerfrei. Bälle gingen im Aufbau verloren, Abschlüsse misslangen, bei einem Gegenstoß auch in doppelter Ausführung – gut nur, dass es bei den Gastgeberinnen keineswegs besser aussah, die in der 21. Minute aber trotzdem auf ein Tor dran waren (8:9). Zur Pause führte die TuS mit 15:11, hatte sich den letzten Treffer in den letzten zehn Sekunden vor dem Wechsel eingefangen. Ein Indiz für das, was noch kommen sollte.

Im zweiten Spielabschnitt wurde es enger, weil man zwischen der 38. und 45. Minute nur ein Mal traf, eine Bensheimer 3:2:1-Abwehr tat ihr übriges. Gegen offensive Abwehrformationen fehlt ein griffiges Konzept, was schon gegen Göppingen in der Porsche-Arena zu erkennen war. Ausgehend vom 16:19 (45.) hatte man aber den Eindruck, als könnten die TusSies trotz eines bescheidenen Auftritts die Ernte einfahren, weil Bensheim/Auerbach alles andere als fehlerfrei agierte. 23:19 führte die TuS nach einem Treffer von Marlene Zapf in der 56. Minute.

Was sich in der Folge abspielte, war die schlechteste Sequenz, die man von den Metzingerinnen seit langem gesehen hat. Eine Chronik des Schreckens: Julia Behnke warf über das Tor, Delaila Amega scheiterte an Torhüterin Kockler, ein Anspiel von Anna Loerper auf Ina Großmann misslang, Maren Weigel verlor im letzten Angriff den Ball. Bensheim kam zu leichten und vor allem schnellen Toren, weil der Metzinger Abwehrverbund Auflösungserscheinungen zeigte. Das Unfassbare war von der Anzeigetafel abzulesen: Die TuS hatte mit 23:24 verloren.

„Wir haben am Schluss einfach zu viel verworfen“, stellte ein deprimierter Coach René Hamann-Boeriths fest. „Wir hatten Glück, aber das muss man sich auch erarbeiten. Wir haben immer an uns geglaubt“, so HSG-Trainerin Heike Ahlgrimm. Davon war bei der TuS Metzingen in den letzten Minuten gar nichts zu sehen.

So sah es auch Katharina Beddies: „Wir waren alle unsicher und konnten unsere Vorsätze nicht auf die Platte bringen. Gegen die offene Deckung hatten wir Timingprobleme im Angriff und ließen im Allgemeinen zu viele Chancen liegen. Wir müssen schnell den Schalter umlegen und im DHB-Pokalspiel gegen Nellingen zeigen, dass wir einen anderen Anspruch haben und wirklich Handball spielen können.“

Trainer René Hamann-Boeriths war ebenfalls gefrustet: „Die Niederlage war ein harter Schlag, da wir es nach dem Spiel gegen Göppingen besser machen wollten. Mit 24 Gegentreffern dürfen wir grundsätzlich zufrieden sein, da Bensheim bis zur 56. Minute nur 19 Treffer erzielen konnte. Im Angriff hatten wir viele Unsicherheiten, 21 verworfene Bälle sind zu viel. Wir dürfen auch in den letzten vier Minuten das Spiel mit einem 0:5-Lauf nicht aus der Hand geben. Am kommenden Samstag steht ein ganz wichtiges Spiel an und in dieser Woche müssen wir versuchen, uns wieder zusammenzufinden und die Sicherheit zurückzugewinnen. Es gibt nur ein Ziel und das ist ein Sieg in Nellingen.“

HSG Bensheim-Auerbach gegen TuS Metzingen 24:23

HSG Bensheim-Auerbach: Kockler, Radke – Emsberger, Schmele (5), Ettaqi (1), Halilovic, Thomas (4), Logdanidou, Hoekstra (5/3), Freriks, Körner (1), van Gulik (4), Maidhof (2), Sobiech (2)
TuS Metzingen: Jankovic, Roch – Zapf (7), Amega, Loerper (3/3), Minevskaja (1), Karlsson (1), Ingenpaß, Großmann (1), Weigel (5), Obradovic (2), Beddies, Behnke (3)
Siebenmeter: 4/3 (Hoekstra scheitert) – 4/3 (Loerper scheitert)
Zeitstrafen: Freriks – –
Schiedsrichter: Ronny Dedens, Nico Geckert
Zuschauer: 1250

 

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP