Seite auswählen

Nur der Sieg zählt

Frauenhandball, DHB-Pokal Die TuS Metzingen zieht mit 23:22-Sieg in Nellingen ins Final-Four-Turnier ein.

Nicht schon wieder – mögen sich jene gedacht haben, die die Partie der TuS Metzingen in Bensheim noch im Kopf hatten. Also praktisch alle, die sich mit den TusSies befassen. Es gab Parallelen, zum Beispiel deutliche Führungen, die plötzlich nicht mehr da waren. Der große Unterschied: In Nellingen hat die TuS mit einem Tor gewonnen. „Heute hat nur der Sieg gezählt“, sagte Manager  Ferenc Rott. Der 23:22-Erfolg im Viertelfinale des DHB-Pokals war verdient – aber viel zu knapp.

Nellingen hatte die vergangenen TuS-Spiele aufmerksam analysiert. Und so schickte Trainer Pascal Morgant eine ins 4:2 strebende offensive 6:0-Deckung auf die Platte. Das beschäftigte die TuS Metzingen zumindest bis zur zehnten Minute, ehe es von 3:4 auf 5:11 (17.) ging. Anna Loerper hatte nach einer Viertelstunde schon fünf Mal getroffen. Marlene Zapf war auf Rechtsaußen wieder ein Torgarant, nichts zu merken von Wadenproblemen, die sich unter der Woche gemeldet hatten.  Die Abwehr arbeite effektiv, Isabell Roch hielt ganz stark. Dass man nach Anna Loerpers Siebenmeter zum 8:14 in der 29. Minute noch zwei Gegentreffer bis zum Seitenwechsel schlucken musste, war zumindest ärgerlich.

Vorsprung weg

Es ging so weiter. Nellingens Keeperin Anne Bocka parierte drei Mal in Serie gegen Loerper, zuletzt einen Siebenmeter. „Wir haben einige Perioden gut gespielt. Die kämpferische Leistung stimmte über 60 Minuten, spielerisch haben wir in der zweiten Halbzeit aber etwas verloren“, analysierte Trainer René Hamann-Boeriths, der bis zur 38. Minute (13:15) mit ansehen musste, wie seine Mädels vorne plötzlich gar nichts mehr auf die Reihe bekamen. Es wurde wieder besser.

20:14 führte der Gast aus Metzingen in der 44. Minute. Maren Weigel war in dieser Phase gut drauf. Es folgten zehn Minuten, in denen die TuS Gefahr lief, das Final Four in der Porsche-Arena zu verpassen. Pech war im Spiel bei Bällen, die am Torgebälk landeten. Über die Schiedsrichter ist es besser, kein Wort zu verlieren. Sie machten Fehler über Fehler – auf beiden Seiten. Die TuS ganz alleine aber auch. Sie wusste zum Beispiel mit Überzahl-Situationen nicht umzugehen. Zehn Minuten lang war es zum verrückt werden. Kein Treffer für die TusSies, vier für die Schwaben-Hornets. Und die Hornissen hörten nicht auf zu stechen, auch nicht, als Marlene Zapf die Flaute mit ihrem Treffer zum 19:21 (54.) beenden konnte. Marija Obradovic wuchtete das 21:22 in die Maschen (58.). Der 20. Parade von Isabell Roch folgte Marlene Zapfs 21:23, die starke Lena Sophie Degenhardt, die aus dem Rückraum alle Lücken fand, konnte nur noch auf 22:23 stellen. „Das war am Ende gut gesteuert von Anna. Wir haben den letzten Angriff konzentriert vorgetragen und die wieder sehr starke Marli in Position gebracht“, lobte der TuS-Coach. Ärgern musste er sich über „blöde Fehler“.

Ziel erreicht – fertig

Der TuS hat zudem nicht geschmeckt, dass Anna Loerper in Hälfte zwei in enge Beschattung genommen wurde. Da war viel Laufarbeit nötig, um sie auszulösen. Sicher hat man die TuS im Angriff aber auch schon effektiver agieren sehen. „Wir strahlen  nicht die Torgefahr aus, die wir brauchen, sind deshalb zu leicht ausrechenbar“, hatte Maren Weigel erkannt, die aus dem Rückraum einiges abfeuerte. „Warum wir immer in der zweiten Halbzeit einbrechen, weiß ich nicht. Irgendwie ist es vielleicht auch in den Köpfen drin, weil das ja jetzt schon einige Male passiert ist“, rätselte auch die bärenstarke Torhüterin Isabell Roch, die 60 Minuten durchspielte, weil Jasmina Jankovic zwar auf der Bank saß, aber noch mit Grippeviren zu kämpfen hatte. Mit der eigenen Leistung war sie zufrieden, hatte allerdings noch zwei Dinge anzumerken. „Zwei drei Bälle sind immer dabei, die einen ärgern, dann hätte ich gerne auch noch mein zweites Tor geworfen. Da war ich aber wohl zu locker.“ Das ist dieser Tage auch die famos aufspielende Marlene Zapf. „Das ist doch eigentlich ganz gut gelaufen, sieht man einmal davon ab, dass wir am Ende wieder verkrampft sind. Ziel war das Final Four. Das haben wir erreicht.“ Man kann es nicht treffender formulieren.

TV Nellingen gegen TuS Metzingen 22:23

TV Nellingen: Wachter, Bocka – Schoeneberg (2), Wolf (6/5), Blanke (3), Ioneac (2), Degenhardt (5), Ahlin (1), Gera (1), Stuttfeld, Issifou, Stockhammer (1), Jäger (1)
TuS Metzingen: Roch (1), Jankovic – Zapf (5), Amega (1), Loerper (7/5), Moinevskaja (1/1), Karlsson, Ingenpaß, Großmann (1), Weigel (4), Obradovic (2), Beddies, Behnke (1)
Siebenmeter: 5/5 – 7/6 (Loerper scheitert)
Zeitstrafen: Jäger, Degenhardt, Blanke (3 = Rot 59.), Wolf, Schoeneberg – Obradovic, Beddies (2)
Schiedsrichter: Michael Kilp, Christoph Maier
Zuschauer: 349

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP