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Die pinke Wiedergutmachung

In der Bundesliga landet die TuS Metzingen beim Lieblingsgegner VfL Oldenburg einen 38:19 (17:11)-Kantersieg.

Einer hat es gewusst. Am Morgen vor dem Spiel war Ferenc Rott ganz entspannt – was bei ihm nicht so oft vorkommt. „Ich habe ein gutes Gefühl. Die Mannschaft will den dritten Platz endgültig sichern und ist deshalb wild entschlossen, in Oldenburg zu gewinnen.“ Und weil der Manager das wusste, konnte er getrost zu Hause bleiben und sich das Spiel seiner Mädels per Livestream reinziehen. Den zu finden war im übrigen ein weit größeres Problem, als es der VfL Oldenburg für die TusSies darstellte. Was im Vorfeld der Partie verboten war, soll hiermit nachgeholt werden – der Rückblick auf die zwei Heimspiele gegen Oldenburg in dieser Saison. Einem 34:21-Pokalsieg ließ man einen Tag später ein 43:29 folgen. Und jetzt also der 38:19-Hammer in Oldenburg. Lieblingsgegner ist in dieser Beziehung durchaus angebracht.

Harsfalvi gut drauf

Der Chronologie des Spiels folgend, sollte man erwähnen, dass die Oldenburgerinnen zu Beginn durchaus an den Gästen dran waren: 3:3 (8.), 4:5 (13.). Das 6:10 nach 17 Minuten offenbarte dann schon einen gewissen Trend, den Isabell Roch noch befeuerte, als sie nach ihrer Einwechslung (19.) gleich drei VfL-Freie für sich beanspruchte. Bei der TuS war Julia Harsfalvi, sechs Treffer, sehr torhungrig. Julia Behnke meldete sich mit vier vom Kreis, Shenia Minevskaja ebenfalls mit vier aus sieben Metern. Der Halbzeitstand von 11:17 war deutlich, aus VfL-Sicht aber durchaus noch im Rahmen.
Der wurde nach Wiederbeginn alsbald gesprengt. Anika Niederwieser feuerte nun vermehrt aus dem Rückraum, Julia Behnke hatte viele Freiheiten am Kreis. „Wir haben unsere Chancen gesucht und gefunden“, sagte TuS-Trainer André Fuhr am Hallenmikro. Dabei vergaß  er zu erwähnen, dass seine Pink Ladies sie auch zum Großteil reingemacht haben. Julia Renner, die im VfL-Tor wahrlich nicht zu beneiden war, hatte ein Hauptproblem  ausgemacht: „Wir waren viel zu langsam.“ Während die TusSies sich in ersten und zweiten Wellen vergnügten, klappte bei Oldenburg das Unterfangen „Schadensbegrenzung“ nicht im geringsten.
Die TuS Metzingen, noch mächtig angefressen von der 22:26-Niederlage aus der Vorwoche in Leverkusen, machte ein Fass nach dem anderen auf. Shenia Minevskaja, die pinke Bank bei Strafwürfen, stellte nach 37 Minuten auf 13:23. Nach dem 17:30 (41.) ging es zügig hoch auf 17:36 (51.). Kelly Vollebregt, die nach Dortmund wechseln wird, beackerte mittlerweile die rechte Seite sehr effizient. Zwei Fragen stellten die Kommentatoren in den Raum: Werden es noch 20 Tore Differenz? Macht die TuS die 40 voll? Hat beides nicht geklappt. Das 19:38 reichte doch aber auch vollkommen.

Entspannter Fuhr

Schon zu Beginn der zweiten Spielhälfte haben die Dame und der Herr vom Oldenburgischen Lokalfernsehen ganz genau hingeschaut: „André Fuhr ist sehr entspannt. So haben wir ihn noch nie gesehen.“ Was soll er sich aber auch aufregen, wenn es doch läuft wie geschmiert. „Das sah von Anfang an gut aus, war in der ersten Halbzeit vielleicht noch nicht überragend, danach ist der Gegner regelrecht eingebrochen. Wir haben gut verteidigt, die Tor-Effektivität hat gestimmt. Die Bewegungen gegen die Kreisläuferin haben wir als Schwachpunkt im Oldenburger Spiel ausgemacht und es dann sehr gut umgesetzt“, analysierte der TuS-Trainer. Kurz zusammengefasst: Alle(s) war(en) besser als vergangene Woche.
Beddies und Haggerty geschont
Die an der Schulter lädierte Katharina Beddies wurde ebenso geschont wie Tamara Haggerty, die ein leichtes Ziehen im Oberschenkel verspürte. Das waren, so André Fuhr, „reine Vorsichtsmaßnahmen“. Eine ziemlich gut gelaunte pinke Reisegruppe machte sich auf den achtstündigen Heimweg, mit dem Wissen, dass man nach diesem Sieg auf dem Weg nach Europa kaum noch aufzuhalten ist.
So sahen es auch die Spielerinnen. Maren Weigel: „Ich bin froh, dass wir nach dem Spiel letzte Woche so eine Reaktion gezeigt haben. Wir haben eine stabile Abwehr gestellt und konnten so viel über unser Tempospiel kommen.“ Anika Niederwieser ergänzt: „Wir haben gute Lösungen mit dem Kreis und den Außen gefunden. Wichtig ist vor allem, dass wir die zwei Punkte mit nach Hause nehmen.“ Leider gibt es auch für solche Siege nur zwei.

VfL Oldenburg: Renner, Ferenczi – Fragge, Staal (1), Birke (1), Genz, Jongenelen (3), Martens, Behrend (1), Geschke (1), Logvin (1), Hartstock (2), Mikkelsen (2), Schoenaker (7/4), Roller
TuS Metzingen: Kohorst, Roch – Zapf (1), Kobylinska (2), Kovacs (1), Minevskaja (8/7), Niederwieser (5), Harsfalvi (6), Weigel (2), Vollebregt (4), Haggerty, Beddies, Behnke (9)
Siebenmeter: 4/4 – 7/7
Zeitstrafen: Fragge, Geschke, Birke, Logvin – Minevskaja (2)
Schiedsrichter: Jannik Otto, Raphael Piper
Zuschauer: 925