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Frauenhandball-Bundesligist TuS Metzingen erwartet am Samstag (19.30 Uhr) den Thüringer HC zum Spitzenspiel.

Der derzeit dickste Brocken in der Frauenhandball-Bundesliga wird am Samstag der TuS Metzingen vorgesetzt. „Es ist eine Super-Mannschaft, die momentan beste in Deutschland“, charakterisiert TuS-Trainer René Hamann-Boeriths den Thüringer HC. Maren Weigel sieht es genauso. „Der THC ist super eingestellt, beherrscht das Spiel sieben gegen sechs in Perfektion, zudem sind sie auf allen Positionen torgefährlich“, sagte die TuS-Rückraumspielerin bei der Pressekonferenz. Nur ein paar wenige Zahlen, um die Experten-Worte zu unterstreichen: Der THC führt mit 32:2 Punkten die Tabelle an. Kaum jemand zweifelt daran, dass das Müller-Team die Saison als Meister beendet. Das jüngste Erfolgserlebnis datiert vom Mittwoch. Da ist die beispiellose Serie der HSG Blomberg-Lippe in Thüringen zu Ende gegangen. Der THC gewann mit 36:30. Auf beiden Seiten wurde mit abartig hohem Tempo agiert.

Ausnahmekönnerinnen

Zwei Spielerinnen ragten beim Sieg gegen Blomberg aus dem bärenstarken THC-Kollektiv heraus. Iveta Luzumova, die eine überragende Saison spielt, hatte zehn Tore auf der Liste, Beate Scheffknecht deren neun. Gordana Mitrovic und Lydia Jakubisova folgten mit jeweils fünf, sind ebenfalls Spitzenkräfte im Team von Trainer Herbert Müller, der vor dem Spiel in Metzingen eine Sorge hat. „Unsere Leistungsträger sind am Limit, die Belastung ist sehr hoch und wir können kaum wechseln.“ Bisher hat es geklappt und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich daran, nachdem sich der Kader nach langen Verletzungspausen wieder stabilisiert hat, etwas ändert.
Der Respekt auf Seiten der TuS ist da. „Wir müssen eine kämpferische Leistung, die nötige Aggressivität über 60 Minuten zeigen“, sagt der Trainer. Das mit der Zeitangabe sollte sich eigentlich erübrigen, hat im Fall Metzingen aber seine Berechtigung. Vergangene Woche wurde in Bad Wildungen beim 29:29 ein Punkt verschenkt, weil man eine 14:18-Pausenführung aus der Hand gab, nach dem Wechsel komplett die Linie verloren, die Aggressivität in der Kabine vergessen hatte. Beim letzten Heimspiel gegen Blomberg-Lippe war es noch schlimmer: Da standen die TusSies gänzlich ohne Zählbares da, rutschten nach einem 15:11 zur Pause noch in ein unfassbares 25:27. Auch dort zerdepperte man sich in der zweiten Spielhälfte alles selbst.
„Wir wissen, was wir schlecht gemacht haben. Das ist aber abgehakt. Die ganze Konzentration gilt nun dem Spiel gegen Thüringen“, sagte Maren Weigel. Auch ihr Trainer will den Fokus nicht zu sehr auf die schlechten Dinge legen. Gleichwohl gilt es, auf die letzten beiden Spiele zu reagieren. Da können auch Kleinigkeiten helfen: Anders wechseln, in kürzeren Intervallen wechseln – und vor allen Dingen weniger Fehler machen. Maren Weigel zumindest ist vor der schweren Aufgabe am Samstag nicht bange: „Gegen den Thüringer HC rechnen nicht viele mit uns. Da können wir freier aufspielen.“

Amega trainiert dosiert

Aus personeller Sicht steht hinter dem Einsatz von Delaila Amega ein Fragezeichen. Sie hat sich in Bad Wildungen einen Pferdekuss eingehandelt, konnte unter der Woche nur dosiert trainieren. René Hamann-Boeriths hofft, dass er seine junge Spielmacherin am Samstag an Bord hat. Trotzdem ist angedacht, dass auch Miriam Welser für den Fall der Fälle parat ist. Sie spielt um 16.30 Uhr mit der TuS II in Ketsch. „Wenn sie es schafft, ist sie dabei“, sagt der Coach. Da gilt es nun, die schnellste Route zwischen der Kurpfalz und dem Ermstal zu finden.

Sechs TusSies für Deutschland

Ein TuS-Sextett blickt über den anstehenden Bundesliga-Spieltag hinaus. Wenn die Partie gegen den Thüringer HC beendet ist, geht es schnurstracks zur Nationalmannschaft, die am Mittwoch, 21. März, und Samstag, 24. März,  zwei Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft gegen Spanien bestreitet. Jenes am Mittwoch steigt in der Stuttgarter Scharrena (19 Uhr), hat also Heimspielcharakter für die Metzinger Mädels. Teil zwei der sehr anspruchsvollen Quali-Aufgabe folgt am Samstag in San Sebastian.
Isabell Roch, Ina Großmann, Shenia Minevskaja, Maren Weigel, Marlene Zapf und Julia Behnke spielen für die neuformierte Mannschaft des neuen Bundestrainers Henk Groener. Roch, Großmann und Weigel geben ihr Debüt für Deutschland – abgesehen von Einsätzen in Jugend- und Juniorinnenteams. Ganz speziell gestaltet sich die Situation für Maren Weigel, die nach der Verletzung von Alicia Stolle nun die einzig verbleibende Spielerin auf Rückraum rechts ist. Durchspielen muss sie aber sicher nicht, Henk Groener wird sich da etwas einfallen lassen. „Es ist eine große Vorfreude, natürlich schwingt auch Nervosität mit. Viele die man kennt, werden am Mittwoch in der Halle sein“, sagte Maren Weigel. Am Montagnachmittag trifft man sich in Esslingen. Dort wird sie das Wochenprogramm erfahren.

Mitbasteln an der pinken Wand

Joachim Zühlke, der TuS-Pressesprecher, wünscht sich für Samstag eine große, pinke Wand im Spiel gegen den Tabellenführer. Es ist durchaus noch möglich, Teil der Wand zu werden. Sitzplätze gab es nur noch wenige, dabei handelte es sich um Rückläufer aus Thüringen. Stehend kann man die Partie des Drittplatzierten gegen den Tabellenführer aber durchaus noch verfolgen. Es wird auch noch Tickets an der Abendkasse geben. Das wurde am Donnerstag bei der PK versprochen.

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP