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Überzahlspiel geht gar nicht

Die TuS Metzingen unterliegt in einem packenden Derby der SG BBM Bietigheim mit 25:29 (14:16), scheitert einmal mehr an der unzureichenden Chancenverwertung.
Ein Satz kann ein ganzes Spiel erklären. Gesagt hat ihn Kelly Vollebregt umittelbar nach dem Abpff: „Wir haben gut gekämpft, aber wenn man die Chancen nicht reinmacht, kann man nicht gewinnen. Ich glaube, die Überzahl hat kein einziges Mal geklappt.“ Stimmt – nicht einmal doppelt. Die Rechtsaußen soll nach ihrer Verletzung in der zweiten Mannschaft aufgebaut werden, spielte deshalb nicht, stand aber für den Notfall parat. Sie hat dafür in der zweiten Halbzeit die Medienvetreter in deren frisch gezimmerten Lounge prächtig unterhalten.
1050 Zuschauer schwitzten in der proppevollen Öschhalle, die Spielerinnen freilich noch mehr. Hitzig war das Spiel praktisch über 60 Minuten, wie es sich für ein Derby gehört. Verteilte Spielanteile zu Beginn, ehe sich Bietigheim in einem schleichenden Prozess davonstehlen konnte. 7:7 stand es nach 14 Minuten. Schon zu diesem Zeitpunkt war Delaila Amega die überragende Akteurin bei der TuS Metzingen. Bis zur Pause brachte es die Spielmacherin auf sechs Treffer. Der Spitzenwert nach 30 Minuten. Bei Bietigheim verteilte es sich auf mehrere Schultern, aus TuS-Sicht auf zu viele. Angela Malestein ließ auf rechts Präzision walten auf halb unterstrich Laura von der Heijden ihre Qualität.
Bietigheim verteidigte aggressiv, die TuS lag nach 22 Minuten mit 9:13 hinten, kam auf 12:13 (27.) heran, zum Pausengetränk  ging es beim 14:16. Zwei Sachen fielen auf: Julia Harsfalvi bekam auf links keinen einzigen Ball. „Jetzt noch eine Torwartleistung, dann klappt es vielleicht“, sprach Manager Ferenc Rott ein weiteres Problem in der Pause an.
Isabell Roch lieferte zwischen den Pfosten, schob sofort nach dem Wechsel die beste Phase der TuS  Metzingen mit an. Nach dem 17:17 (35.), erzielt durch Marija Obradovic per Solo, kochte die Halle. Die TusSies verteidigten am Anschlag, überraschten Bietigheim ein ums andere Mal. Der Titelfavorit wackelte, wurde von seinem Gastgeber allerdings wieder aufgefangen. Kovacs Pfosten, Zapf vorbei, Überzahl verdaddelt. Es war zum Schreien. Da halfen auch zwei gehaltene Siebenmeter von Isabell Roch nur bedingt. Weiter wurde verworfen, der Höhepunkt der Unzulänglichkeiten war nach 45 Minuten erreicht. Es stand 20:21, bei Bietigheim mussten Luisa Schulze und Laura von der Heijden gemeinsam auf die Strafbank. Eine doppelte Überzahl, an deren Ende es 20:22 stand. Die Schiedsrichter, das Brüderpaar Thiyagarajah, waren beim Ballvortrag der SG BBM sehr geduldig und Maura Visser schweißte aus dem Rückraum ein unhaltbares Geschoss in den Giebel, Julia Behnke und Monika Kobylinska waren beide an Torhüterin Dinah Eckerle hängen geblieben.
Das Spiel war freilich noch nicht aus. Auch nicht, als Shenia Minevskaja in der 50. Minute ihren zweiten Strafwurf vergeben hatte. Kurz darauf setzte sie sich auf halblinks durch und man meinte, nach dem 22:23 (51.) sei noch etwas drin. Malestein, Naidzinavicius und von der Heijden waren die folgenden Torschützen seitens der Gäste, die ihre ganze Routine in die Waagschale warfen und bis zum 25:29 nichts mehr anbrennen ließen.
Bietigheim hat in Metzingen einen überzeugenden Auftritt hingelegt, die TuS eigentlich auch. Und das ist das, worüber man sich ärgern muss im pinken Lager. 16 verworfene Bälle sind einfach zu viel und die Gestaltung des Überzahlspiels lässt viel Raum für Optimierung. Am Samstag darf man sich in Dortmund schon wieder darin üben.

Stimmen zum Spiel
TuS-Trainer André Fuhr: „Bietigheim ist der verdiente Sieger, auch wenn die Niederlage etwas zu hoch ausgefallen ist. Beide Teams haben begeisternden Handball gezeigt, doch unsere Wurfquote war einfach nicht gut genug. Alle Zuschauer haben Frauenhandball auf höchstem Niveau gesehen.“
Spielmacherin Delaila Amega: „Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl zum Spiel. Wir haben eine gute Teamleistung gezeigt, am Ende aber leider wieder nicht gegen die SG Bietigheim gewinnen können, wobei Kleinigkeiten ausschlaggebend waren. Ich bin mir sicher, dass wir uns weiterentwickeln werden, und dann wollen wir in der Zukunft so ein Spitzenspiel wieder gewinnen.“
Spielführerin Julia Behnke: „Über weite Strecken war es eine Partie auf Augenhöhe und bis zur Halbzeit war Bietigheim nur mit zwei Treffern vorne. Dann kommen wir gut aus der Kabine, verlieren dann aber das Spiel in Überzahl, was besonders weh tut.“

TuS Metzingen gegen SG BBM Bietigheim 25:29

TuS Metzingen: van de Polder, Roch – Zapf (1), Amega (8), Kobylinska (6), Kovacs, Harsfalvi, Weigel, Minevskaja (3/1), Obradovic (3), Haggerty, Beddies, Behnke (4)
SG BBM Bietigheim: Eckerle, Salamakha – Visser (5/2), Rozemalen, Lauenroth (3), Ivancok, Loerper (4/3), von der Heijden (5), Schulze (2), Kudlacz-Gloc, Naidzinavicius (2), Woller (3), Gustin (1), Malestein (4), Braun
Siebenmeter: 3/1 (Minevskaja scheitert zwei Mal) – 7/5 (Visser und Naidzinavicius scheitern)
Zeitstrafen: Kovacs – Visser, Loerper, von der Heijden, Schulze (2), Malestein
Schiedsrichter: Ramesh und Suresh Thiyagarajah
Zuschauer: 1050 (ausverkauft)