Öschhölle trägt TUSSIES zum Sieg
Vor einer erneut restlos ausverkauften Öschhalle bezwingen die TUSSIES Metzingen Borussia Dortmund im zweiten Play-Off-Spiel nach Verlängerung mit 36:32 und erzwingen somit ein drittes Match am kommenden Wochenende in Dortmund Wellinghofen.
Metzingen. Der Traum vom Halbfinaleinzug der TUSSIES lebt! Was für ein Abend war das in der Metzinger Öschhalle. Emotionen waren aufgrund der Verabschiedungen von sechs Spielerinnen und auch aufgrund der Tatsache, dass es eventuell das letzte Bundesliga-Heimspiel der Pink Ladies in ihrem Wohnzimmer vor dem Umzug nach Tübingen sein könnte, vorprogrammiert. Doch was in den folgenden 70 Spielminuten passierte, übertraf alles, womit die 1.050 Besucher je gerechnet hätten.
Bevor der erste Ball durch die ehemalige Metzingerin Lena Degenhardt im Tor landete, sorgten die zahlreich mitgereisten Anhänger aus Dortmund mit einem Konfetti-Regen, der auf dem Spielfeld landete, für eine längere Unterbrechung. Die TUSSIES fanden anfänglich durchaus Mittel gegen die 5:1 Deckung der Gäste und kamen vor allem über die Außenpositionen zu Torerfolgen. Treffer von Sabrina Tröster und Selina Kalmbach egalisierten jeweils die Führung der Schwarz-Gelben, ehe der BVB davonzog und der Spielstand nach gut neun Minuten 3:6 lautete.
Mehr noch: Bis zur 14. Minute baute das Team von Henk Groenerdie Führung auf 5:11 aus und es schien sich bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Partie eine Vorentscheidung anzubahnen. Dies vor allem, weil sich Lena Degenhardt und Lisa Antl treffsicher zeigten, aber auch weil Torhüterin Tess Lieder – wie bereits im Hinspiel – den TUSSIES den einen oder anderen Zahn zog. Doch der Metzinger Biss kehrte zurück und dies auf beeindruckende Art und Weise. Aus einem 8:13 Rückstand (20.) machten die Ermstälerinnen, vor allem auch dank einer sich ständig steigernden Lea Schüpbach im Tor, ein 14:14 ehe es letztendlich mit minus eins in die Kabinen ging.
Erneut gehörte Lena Degenhardt der erste Treffer nach Anpfiff,doch anschließend kehrte auch vom Sieben-Meter-Strich Treffsicherheit bei den Metzingerinnen ein. Wurden im ersten Abschnitt noch zwei Strafwürfe vergeben, so war Sandra Erlingsdóttir, als dritte Schützin, erfolgreich. Damit gelang es den TUSSIES ab der 35. Minute erstmals in Führung zu gehen und diese sogar auf bis zu drei Treffer auszubauen. Doch der BVB kam seinerseits zurück und konnte in Minute 45 ausgleichen umanschließend die Führung wieder für sich zu beanspruchen.
Dramatische Schlussphase
80 Sekunden vor Ende lag Dortmund mit 27:28 in Führung undMiriam Hirsch zog ihr letztes Team-Time-Out. Aber die Pink Ladies vertändelten im Angriff den Ball. Auszeit BVB. Die TUSSIES deckten im Anschluss offensiv und Dana Bleckmannscheiterte nach einem freien Abschluss am Pfosten. Metzingen angelte sich den Ball und Jana Scheib, die erstmals nach ihrer Verletzungspause wieder im Kader stand, traf Sekunden vor dem Ende zum Unentschieden.
Verlängerung! Aus der Öschhalle ist zu diesem Zeitpunkt längst wieder einmal die berühmt-berüchtigte Öschhölle geworden. Nahezu keinen der Zuschauer hielt es in der Schlussphase mehr auf seinem Sitzplatz und der Lärmpegel lag nahe der Schallmauer.
Es ist noch lange nicht Schluss…
Es war Gänsehautfeeling pur und spätestens jetzt schien bei den Gästen angekommen zu sein, welchen Druck eine über sich hinauswachsende Öschhölle bewirken kann. Denn bei Dortmund gingen die ersten Würfe ins Leere. Erlingsdóttir verwandelte zwei 7-Meter, Treffer von Tröster, van Vliet und Scheib folgten und so ging Metzingen mit einem 33:30 in die Halbzeit der Over-Time. Doch auch weiterhin war die Begegnung längst nicht entschieden. Dies rückte erst näher, als Sabrina Tröster 90 Sekunden vor Ende zum 35:31 einnetzen konnte. Letztendlich hieß es nach 70 gespielten Minuten 36:32 und somit erzwingen die Pink Ladies ein entscheidendes dritte Spiel um den Halbfinaleinzug der deutschen Meisterschaft am kommenden Samstag in der Sporthalle Wellinghofen.
TUSSIES Trainerin Miriam Hirsch zeigte sich nach dem Spiel völlig begeistert: „Es ist krass, was die Fans heute hier abgerissen haben. Es war klar, dass wir über die Emotionen kommen müssen, aber ihr habt uns heute über die Verlängerung getragen“, so Hirsch.
Zur Spielerin des Spiels wurde Lea Schüpbach gekürt, die mit 15 Paraden maßgeblich zum Metzinger Erfolg beigetragen hatte. Sie meinte: „Ich hätte nie erwartet, dass wir das so cool runterspielen. Ein mega Kompliment an unsere Mannschaft und die Fans.“
Verabschiedungen
Es war eine denkwürdige Partie, die am Samstag-Abend in der Metzinger Öschhalle über die Bühne ging. Denn auf die Verlängerung folgten gleich sechs Verabschiedungen, die den Zuschauern, den Spielerinnen und den Verantwortlichen sichtlich unter die Haut gingen. Geschäftsführer Ferenc Rott, der gemeinsam mit Christoph Kalf die Verabschiedung von Jana Scheib, Sandra Erlingsdóttir, Verena Oßwald, Elinore Johansson und Torhüterin Lea Schüpbach vornahm, fand für jede Spielerin Worte die ans Herz gingen. Auch die Mitspielerinnen selbst gaben in der jeweiligen Laudatio nicht ganz alltägliche Einblicke zu den scheidenden Akteurinnen preis.
Danke Capitano – Danke Jule!
An Gänsehaut-Feeling nicht zu toppen waren allerdings die Worte zum Karriereende von Julia Behnke. Mit 32 Jahren hängt die 125-fache deutsche Nationalspielerin nach 14 Jahren Profisport die Handballschuhe nach Saisonende an den Nagel.
Ferenc Rott ließ die erfolgreiche gemeinsame Zeit mit Jule nochmals Revue passieren und plauderte hier und da etwas aus dem „Nähkästchen“. Behnke selbst lies ebenso emotionale Sätze folgenund dankte all ihren Wegbegleitern die sie in der gesamten Zeit unterstützt haben.
So fand ein Abend voller Emotionen gepaart mit reichlich Wehmutaber auch Dankbarkeit seinen Abschluss. Und eines steht fest: sollte es tatsächlich das letzte Bundesliga-Spiel der TUSSIES in der Öschhalle gewesen sein, so hätte man sich keinen schöneren Abschied hierfür erträumen können. DANKE ÖSCHHÖLLE!
TuS Metzingen – Borussia Dortmund 36:32 n.V. | 28:28 (14:15)
TUSSIES: Weiss, Schüpbach (beide Tor) – Kalmbach (3), van Vliet (1), Stumpf, Tröster (7), Klein (5), Franz (2), Johansson,Scheib (5), Erlingsdóttir (5/4), Oßwald (3) , Hübner (3), Behnke (2)
Borussia Dortmund: Lieder, Muth (beide Tor) – Abbingh (3), Campos Costa, Kusian, Antl (9), Degenhardt (5), van Maurik (1), Langer (1), Lassource (6), Sasaki (4); Husebo, Vollebregt (1), Egeling, Heimann, Bleckmann (2)
Siebenmeter: 4/6 – 0/1
Zeitstrafen: 2 – 5
Trainer: Miriam Hirsch – Henk Groener
Schiedsrichter: Markus Kauth und Andre Kolb
Zuschauer: 1.050 (ausverkauft)