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Ganz nah am Optimum

In der Bundesliga landet die TuS Metzingen in der ausverkauften Öschhalle einen 33:20 (17:8)-Sieg gegen die HSG Bensheim-Auerbach.

Es gibt Spiele, bei denen man sich immens schwer tut, etwas zu finden, was zu beanstanden wäre. Spezialisten dafür sind Trainer, Presse – und Spielerinnen. „Die erste Halbzeit war eine der besten, die wir in dieser Saison gespielt haben, sowohl vorne als auch in der Deckung. Zu Beginn der zweiten Hälfte haben wir dann einige Bälle weggeschmissen, hatten eine unkonzentrierte Phase. Am Ende können wir aber trotzdem zufrieden sein“, analysierte TuS-Kapitänin Julia Behnke treffend. Trainer André Fuhr, der just zu diesem Zeitpunkt zur Gesprächsrunde stieß, war begeistert. „Die Entwicklung trägt Früchte. Wir müssen uns ein gewisses Selbstverständnis aneignen, dürfen dabei aber nicht den Blick fürs Wesentliche verlieren. Jule hat das klasse gemacht.“ Nur schade, dass die pinke Chef-Analytikerin zum Saisonende geht. Sie absolvierte ihr (vorerst) letztes Spiel in der Öschhalle.

Die TuS Metzingen war am Samstag gerade einmal mit elf Frauen am Start. Isabell Roch pausierte wie erwartet, für sie spielte Jesse van de Polder. Miriam Welser wurde bei der Zweiten gebraucht. Katharina Beddies hat nach der Schulterverletzung nun Probleme mit dem Oberschenkel und für Dorina Korsos wäre ein Einsatz nach der Meniskusgeschichte zu früh gekommen. Doch der Rest der spielte, machte seine Sache hervorragend.  „Hoch verlieren wir heute nicht“, sagte Ferenc Rott zur Halbzeit – und es regte sich kein Widerspruch. Was die TusSies bis zum 17:8 vorgeführt hatten, war allererste Sahne. Bensheim war angereist als die Mannschaft der Stunde und wurde in der ausverkauften Öschhalle mal so richtig auseinandergeschraubt.

Madita Kohorst hatte nach zehn Minuten schon vier Paraden stehen und damit wesentlichen Anteil daran, dass ihre Mannschaft mit 6:3 in Front lag. Die acht Gegentore zur Pause zeugen von einem Defensivspektakel – womit man aber den Damen unrecht tut, die für den Vortrieb zuständig waren. Anika Niederwieser ging vehement auf jede Lücke, traf ebenso vier Mal wie Monika Kobylinska. Marlene Zapf stand mit drei kaum nach. Die Präzision, mit der die Pink Ladies unterwegs waren, war aus Bensheimer Sicht erschreckend. „Wir haben gut zusammengespielt, die einfachen Tore erzielt. Madita hat es im Tor sehr gut gemacht“, lobte Julia Harsfalvi.

Abzüglich der von „Jule“ angesprochenen Phase lief es blendend bei den Pink Ladies. So ließ es Kelly Vollebregt nach dem Wechsel bei diversen Schnellangriffen krachen, während Marlene Zapf auf der Mitte dirigierte. „Das habe ich früher in Leverkusen ja auch gemacht.“ Die Linkshänderin hat kein Umschaltproblem und ist sich sicher, dass die TusSies weiter mit Vollgas unterwegs sein werden. „Einspielen auf das Final Four geht ja nur mit starker Leistung.“ Und eine solche hat man zweifellos gebracht, wobei sich die Gegenwehr in Grenzen hielt, weil Metzingen von Anfang an der offensiven Abwehr der HSG Bensheim-Auerbach mit einer gewissen Ignoranz begegnete. „Wir haben es zu Beginn seriöser und konsequenter gespielt und die Sache dann entschlossen zu Ende gebracht“, fasste Trainer André Fuhr das 33:20 zusammen.

Madita Kohorst machte nicht nur in den Augen des Trainers ihr bisher bestes Spiel im TuS-Dress. Drei gehaltene Siebenmeter zeugen vom überragenden Tun der großgewachsenen Keeperin. Auch Freies war bei ihr gut aufgehoben. „Eine sehr gute Abwehr hat mir die Arbeit einfacher gemacht. Und wenn ich mir das nötige Selbstbewusstsein geholt habe, kann ich auch die schwierigen Bälle halten“, sagte die Torhüterin, die zudem jedes Spiel gewinnen will. Da stehen in dieser Saison ja noch ein paar ganz wichtige an.

TuS Metzingen: van de Polder, Kohorst – Zapf (5), Kobylinska (6), Kovacs, Minevskaja (4/3), Niederwieser (5), Harsfalvi (5), Vollebregt (4), Haggerty (1), Behnke (3)
HSG Bensheim-Auerbach: Kockler, van Beurden – Ettaqi, Hettinger (3), Logdanidou (2/1), Hoekstra (2/1), Friedberger (5), Freriks (3), van Gulik, Maidhof (4/2), Sobiech (1) 
Siebenmeter: 5/3 (Kobylinska und Minevskaja scheitern) – 8/4 (Friedberger (2), Maidhof und Hoekstra schitern)
Zeitstrafen: Haggerty – Ettaqi, van Gulik
Schiedsrichter: Ramesh und Suresh Thiyagarajah
Zuschauer: 1050

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP