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Grandiose BVB-Serie

Frauenhandball In der Bundesliga wird die TuS Metzingen am Samstag (16.30 Uhr) bei Borussia Dortmund erwartet, der Mannschaft der Stunde. Von Wolfgang Seitz

In der vergangenen Woche war die Meute überschaubar, die TuS-Trainer René Hamann-Boeriths zu beaufsichtigen hatte. Nur drei Spielerinnen aus dem Kader der ersten Mannschaft waren am Start: Annika Ingenpaß, Katharina Beddies und Stina Karlsson. Der Rest tourte mit Nationalteams durch Europa, genoss die Abwechslung vom Ligabetrieb  – der bei der TuS Metzingen in den vergangenen Wochen nur teilweise zu begeistern vermochte. Präzsier: Sehr guten bis überragenden ersten Halbzeiten folgten zweite, die tief ins andere Extrem vorstießen.

„Das wird fast schon zur Routine“, ärgerte sich Torhüterin Isabell Roch mächtig nach der 27:31-Niederlage gegen den Thüringer HC vor der Länderspielpause. „Wir wissen doch, dass wir guten Handball spielen können“, sagte der Trainer und meinte damit vornehmlich die erste Spielhälfte, die vielleicht beste der Saison, die mit 17:13 an die TuS ging. Zusammengezählt wird aber nach 60 Minuten.

12:0 Punkte als Empfehlung

Mit diesem Wissen geht die Reise nach Dortmund, zur Mannschaft der Stunde, die in den letzten sechs Spielen 12:0 Punkte gesammelt hat. Knappe Siege waren dabei, wie zuletzt das 22:21 gegen Bad Wildungen. So etwas nennt man Maßarbeit, genau die geht den TusSies dieser Tage ab, die es aber sicher hinbekommt, das zweifellos vorhandene Können einmal wieder über die gesamte Spielzeit abzurufen. Darauf setzt natürlich auch René Hamann-Boeriths.

Gegenstöße erwünscht

Er wollte sich gar nicht lange beim Hinspiel aufhalten, das seine furios aufspielende Mannschaft mit 35:17 gewinnen konnte. „Da waren wir sehr gut, hatten einen super Lauf. Das Ergebnis spiegelte damals aber nicht den normalen Unterschied wider. Dortmund hat eine starke Mannschaft, weshalb mich die aktuelle Serie auch nicht überrascht“, sagt der TuS-Trainer. Die Abwehr erachtet er als Prunkstück der Schwarz-Gelben – Torhüterin Clara Woltering muss man da nicht extra erwähnen. Sie kann an einem guten Tag jede Mannschaft vor unlösbare Aufgaben stellen. Deshalb sei vielleicht doch wieder ein Blick zurück erlaubt. „Wir haben gegen Dortmund viele einfache Tore über den Gegenstoß erzielt, da wurde Clara nicht so zum Faktor“, erinnert sich Hamann-Boeriths. Eine Wiederholung ist ausdrücklich nicht verboten.

In die Gegenstöße kommt man, indem eine aufmerksame Abwehr die Bälle angelt, und dann schnell macht. „Das ist immer unser Plan“, so der zum Saisonende scheidende Coach. Seine Abwehr muss sich besonders auf Nadja Mansson einstellen, der man nicht zu viel Platz geben darf. Ganz stark agierte zuletzt im Rückraum Neu-Nationalspielerin Alina Grijseels.

Nationalspielerinnen hat auch die TuS Metzingen etliche. Wobei die sechs deutschen nur partiell Selbstvertrauen sammeln konnten – Sieg und Niederlage in den EM-Qualispielen gegen Spanien. Gesund zurückgekommen sind Isabell Roch, Shenia Minevskaja, Julia Behnke, Maren Weigel, Ina Großmann und Marlene Zapf, wie auch die Kolleginnen Jasmina Jankovic und Delaila Amega (Niederlande) und Marija Obradovic (Serbien), die ihre Spiele auch nicht durchgehend gewinnen konnten.

Wichtige Stütze fehlt

Gar nicht zum Einsatz kam die Polin Monika Kobylinska, was für die TusSies weitaus schlimmer ist. Die Halblinke, die nach ihrer Knöchelverletzung auf dem Weg zu alter Stärke war, fehlt wegen eines Fingerbruchs etliche Wochen. Die Frage ist jetzt, wie man sie ersetzen kann. Mit Marlene Zapf und Maren Weigel gibt es nur zwei weitere Linke, also werden wieder Rechtshänderinnen im rechten Rückraum zumindest aushelfen müssen.

Das wird klappen, die Abläufe müssten ja noch präsent sein. Viel wichtiger ist es, das mentale Problem anzugehen, dass nach einer ersten immer eine zweite Halbzeit zu spielen ist. Im Hinblick auf die Qualifikation für den EHF-Pokal sollte da eine schnelle Lösung her.

Wolfgang Seitz

SWP-Sportredakteur