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Man nennt es Arbeitssieg

Zum Abschluss der englischen Woche siegt die TuS Metzingen beim SV Union Halle-Neustadt mit 32:27 (14:11).

Drei Spiele, drei Siege. Mehr geht nicht in einer englischen Woche. Also sollte man bei der TuS Metzingen das Spiel in Halle-Neustadt nicht auf die pinke Goldwaage legen. Zweifellos geht es besser, man muss aber auch einmal mit einem „normalen“ Sieg zufrieden sein. 32:27 haben die Metzingerinnen beim Schlusslicht gewonnen, das über weite Strecken nicht wie ein solches gespielt hat. Die TusSies haben indes nicht so gespielt wie zuvor in den Partien gegen Dortmund und Buxtehude. Beide Male hat man mit 33:18 gewonnen. Deshalb stimmt die Rechnung von Trainer André Fuhr exakt: „Wir haben aus den letzten drei Spielen sechs Punkte geholt und uns eine positive Tordifferenz von in Summe plus 35 erspielt. Auch wenn ich mit der Vorstellung in Halle nicht ganz glücklich bin, ist am Ende des Tage alles ok.“

In der ersten Halbzeit war er mehr als unglücklich. Da fand seine Mannschaft „keine Einstellung“ zum Spiel. Es passte zunächst kaum etwas, wobei man sich streiten kann, wo die Probleme größer waren. Die 3:2:1-Abwehr von Halle-Neustadt war eines – die eigene auch. Kein Vergleich zu den vorangegangenen Partien. Der Gastgeber hatte viele Freiheiten und nutzte sie. Mariana Ferreira Lopes, die zum Thüringer HC wechselt, war zu Beginn besonders auffällig, traf alles.

Vorne taten sich die Fuhr-Schützlinge im Positionsangriff schwer, wandelten oft am Rande des Zeitspiels, wussten mit Überzahl-Situationen, selbst einer doppelten, nicht umzugehen. Nach dem 10:9 (20.) ging dann allerdings ein Ruck durchs pinke Ensemble. Patricia Kovacs marschierte zwei Mal entschlossen durch den Korridor, den eine 3:2:1-Deckung manchmal eröffnet, Monika Kobylinska hatte auf den letzten Drücker in der doppelten Überzahl getroffen und zwei Siebenmeter versenkt. Das 10:14 entsprach dann schon eher den TuS-Vorstellungen, 11:14 stand es beim Gang in die Kabinen.

Und dann ging alles ganz schnell. Die beiden Protagonisten trafen weiter, Katharina Beddies mischte sich mit wertvollen Konter-Beiträgen ein. Beim 13:22 (40.) war man geneigt, die vielen Ungereimtheiten zu verzeihen, die bis dahin aufgetaucht waren. „Anfang der zweiten Hälfte haben wir richtig gut gespielt und uns innerhalb einer Viertelstunde einen Neun-Tore-Vorsprung herausgeworfen. Danach haben wir einen 0:5-Lauf kassiert, wobei der Sieg am Ende nicht gefährdet war“, fasste Fuhr das Treiben bis zum 18:22 (45.) zusammen. Der Rest verlief relativ unspektakulär. Die TuS konnten Haller Annäherungsversuche abwehren, war in Unterzahl überraschenderweise wesentlich effektiver als mit einer Frau mehr auf dem Feld, so knallte zum Beispiel Shenia Minevskaja kurz vor Feierabend zwei pinke Geschosse unhaltbar in den Giebel. Auch ein 32:27-Sieg bringt im übrigen zwei Punkte. Es müssen nicht immer 15 Differenz sein.

„Man nennt so etwas wohl einen Arbeitssieg“, resümierte André Fuhr. Die im zweiten Abschnitt starke Katharina Beddies meinte: „Wir haben das Spiel in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit gewonnen. Da sind wir mit viel Druck und Tempo gekommen und hatten einige Ballgewinne in der Abwehr, sodass wir uns absetzen konnten. Leider hatten wir auch einige unkonzentrierte Minuten, was uns schlussendlich nur einen Sieg mit fünf Toren Vorsprung einbrachte.“ Maren Weigel brachte noch einen weiteren wichtigen Aspekt ins Spiel: „Die mitgereisten Fans haben uns super unterstützt, sodass wir unseren Vorsprung über die Zeit tragen konnten.“ Die waren einmal mehr vorbildlich, sorgten für den guten Ton in der Erdgas-Sportarena.

SV Union Halle-Neustadt: Figueira de Gois, Gudelj (1) – Ferreira Lopes (8), Dietz (1), Fanina (1), Galinska (3), Möschter, Winkler, Smit (5/4), Heimburg (1), Janiszewska, Lütke (4), Divak (3)
TuS Metzingen: Kohorst, Roch – Zapf (2), Kobylinska (9/5), Kovacs (5), Welser, Minevskaja (5/1), Niederwieser, Harsfalvi (4), Weigel, Vollebregt, Beddies (5), Behnke (2)
Siebenmeter: 4/4 – 7/6 (Minevskaja scheitert)
Zeitstrafen: Ferreira Lopes (2), Winkler, Heimburg, Lütke – Kobylinska, Kovacs, Minevskaja, Behnke
Schiedsrichter: Julian Fedtke, Niels Wienrich
Zuschauer: 652

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP