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In der Gruppenphase des EHF-Pokals gastiert die TuS Metzingen am Sonntag (16 Uhr) beim dänischen Vertreter Herning-Ikast Handbold. Wiedersehen mit Tonje Loseth.
Noch am Tag danach war André Fuhr, Trainer der TuS Metzingen, um Fassung bemüht. „Es ist ärgerlich zu verlieren, weil der Gegner den besseren Kampfgeist und Willen gezeigt, uns damit den Schneid abgekauft hat. Deshalb bin ich schon enttäuscht.“

Die 26:28-Niederlage im Spitz­enspiel beim Thüringer HC hallt nach. Selten wurde der deutsche Meister in eigener Halle so vorgeführt wie in den ersten 20 Minuten von einer Metzinger Mannschaft, die aggressiv verteidigte, kompromisslos vorne ihre Chancen suchte – und dann bei klarer Führung alles wegwarf. „Wir haben 7:6-Situationen bisher immer gut verteidigt und nun kehrt sich dies um, fällt uns auf die Füße“, streifte Fuhr noch einmal die entscheidenden Situationen. Drei Mal eroberten die TusSies nämlich den Ball und trafen drei Mal das leere Tor nicht. Aus großer Entfernung, obwohl eigentlich ausgemacht war, dass man erst aus erfolgversprechenderen Distanzen werfen sollte. Der THC kämpfte sich zurück, die TuS hatte den Glauben an sich verloren, legte einen verheerenden Auftakt in die zweite Spielhälfte hin.

Nach der Partie war die Stimmung dementsprechend im Eimer. Gaben sich die Mädels am vergangenen Samstag nach dem 26:33 im EHF-Cup gegen Siófok noch kämpferisch, waren sie am Mittwoch geknickt. Doch es blieb kaum Zeit zu hadern, denn schon am Sonntag steht die nächste Herausforderung an. Es ist eine europäische, die Reise geht nach Dänemark. Kracher Nummer drei in einer Woche, wo man sich gleich noch einmal im Spiel 7:6 bewähren muss. Es ist eines der Mittel, auf die man bei Herning-Ikast Handbold gerne zurückgreift, bei weitem aber nicht das einzige, was die Däninnen können. „Das ist eine wirklich gute Mannschaft, die spielstärkste in dieser Gruppe. Die können laufend das Spielsystem ändern, sind da weiter als wir“, sagt der TuS-Trainer, und formuliert in der Folge sehr behutsam: „Wir sind dort sicher nicht der Favorit.“
Es ist der Gegner, mit dem sich die TusSies um Platz zwei in der Gruppe streiten. Vorausgesetzt wird, dass Siófok den Durchmarsch schafft, die Schwedinnen aus Sävehof kaum mehr vom Ende wegkommen dürften, und sich deshalb in den direkten Duellen zwischen Herning-Ikast und Metzingen Wohl und Wehe entscheidet. Geht die Europareise nach der Gruppenphase weiter?

Helene Gigstad Fauske gilt im dänischen Rückraum als durchsetzungsstark, Louise Katharina Burgaard spielt ebenfalls in dieser Kategorie. Dann gibt es ein gepflegtes Kreisspiel auf Sarah Iversen, zudem ein Wiedersehen mit Ex-TusSie Tonje Loseth. „Sie ist dort nicht einmal erste Wahl, das sagt eigentlich schon sehr viel“, weist Fuhr auf einen bärenstarken Kader hin, dem auch Deutschlands Ex-Nationalkeeperin Sabine Englert angehört.
Sein Kader ist aber auch nicht ohne, wie er zuletzt oft gezeigt hat. „Vielleicht fehlt uns noch die Reife“, hat der TuS-Trainer auch noch gesagt. Bei einer so jungen Mannschaft wäre das jedoch kein Wunder. Dass man Etappenziele erreicht hat, sich Dinge so entwickelt haben, wie man es sich gewünscht hat, sollte man bei allem THC-Frust nicht vergessen. Die TusSies spielen wieder den schnellen Handball, der sie auszeichnet, sie können aufopferungsvoll verteidigen. Auf 15 Siege folgten nun zwei Niederlagen – und trotzdem ist noch nicht alles schlecht. Spielführerin Julia Behnke und ihre Mitstreiterinnen können in Herning ein Stück Wiedergutmachung betreiben. 20 Minuten haben sie am Mittwoch hervorragend gespielt, 60 müssen es am Sonntag werden. „Wir wollen solche Spiele für uns entscheiden“, sagt André Fuhr. Das wäre dann ein weiteres Etappenziel im pinken Plan.

Der Trainer ist im Reisestress

Um 0.30 Uhr ging es los. Am ganz frühen Samstagmorgen hat sich der TuS-Bus gen Dänemark in Bewegung gesetzt. An Bord die treuen Fans, die die Pink Ladies nach Kräften unterstützen werden. Die durften um diese Zeit noch ruhen, werden aber auf dem Hamburger Flughafen zur Reisegruppe stoßen. Dorthin gelangen sie per Flieger aus Stuttgart. Sonntagabend geht es dann gemeinsam im Bus zurück.

Weitaus diffiziler gestaltet sich die Reise für Trainer Andrë Fuhr. Der musste schon am Freitag in der Sportschule Hennef (Nähe Köln) antreten, wo übers Wochenende der abschließende EHF-Mastercoach-Lehrgang steigt, die höchste Qualifikationsstufe, die man als Trainer in Europa erreichen kann. Von dort aus schlug er sich am Samstag über Hannover nach Hamburg durch, Endstation Herning, gelegen im mittleren Jütland (Dänemark). Sonntag muss er schleunigst zurück nach Hennef, wo der Lehrgang noch bis Dienstag amdauert – an dessen Ende Fuhr dann ein Mastercoach ist. Als ob es jemals Zweifel daran gegeben hätte.

Wolfgang Seitz
Sportredakteur der SWP