Seite auswählen

Solidarität in allen Bereichen 

Die TUSSIES sind in einem kleinen Kreis in die Vorbereitung auf die Saison 2020/2021 gestartet. Zuschauer und ein Neuzugang fehlten, dafür stand vor allem die Solidarität im Vordergrund.

Ein ungewohnter Start

In Metzingen sind die Fans eigentlich andere Auftaktveranstaltungen gewohnt, doch in der ersten Saison nach dem Abbruch durch die Corona-Pandemie scheint vieles anders. Keine Zuschauer in der Halle, keine offizielle Spielervorstellung und auch kein Sommerfest. Dennoch zeigte sich Manager Ferenc Rott zufrieden: „Es ist trotz der neuen Bedingungen ein schönes Gefühl wieder mit der Mannschaft in der Halle zu stehen. Es war eine lange Zeit ohne Handball und ich bin sehr froh, dass es endlich wieder losgeht.“ Immerhin dürfen die Spielerinnen seit 01. Juli wieder mit Körperkontakt trainieren. Über Zuschauer kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden, an Hygienekonzepten, die das ermöglichen sollen, wird gearbeitet. „Wir starten jetzt erst mal behutsam und in den ersten Wochen sind auch keine Testspiele geplant. Alle Spielerinnen hatten jetzt dreieinhalb Monate kein richtiges Wurf- oder Mannschaftstraining.“ Schritt für Schritt sollen die TUSSIES jetzt wieder fit gemacht und an die Belastung gewöhnt werden. Wann die Termine für die Freundschaftsspiele veröffentlich werden und wie sich Fans dazu anmelden können, wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.

 Wirtschaftliche Herausforderungen

Der Corona-Ausbruch hat nicht nur die Sportwelt stillgelegt, sondern auch viele Bereiche der Wirtschaft. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf den Etat der TUSSIES. Für den Geschäftsführer eine große Aufgabe, bei der er aber auch viel Unterstützung erhält. „Fans und Sponsoren haben sich sehr solidarisch gezeigt und uns unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar. Trotzdem müssen wir die neue Saison mit anderen finanziellen Vorzeichen beginnen. Viele Sponsoren haben aktuell selbst zu kämpfen. Trotzdem haben wir viele positive Signale für die neue Saison erhalten. Aber es gab auch Sponsoren die Aufgrund der veränderten Wirtschaftslage das Engagement nicht weiter aufrechterhalten konnten. Ich habe dafür aber vollstes Verständnis und bin gleichzeitig sehr dankbar für alle die, die uns treu geblieben sind.“ Mit einigen wenigen Sponsoren stehen die Gespräche noch aus, auch hier hofft der Manager auf einen Verbleib. Doch nicht nur das Budget der Sponsoren reduziert sich, sondern auch bei den Zuschauereinnahmen muss mit weniger kalkuliert werden. „Es ist zum heutigen Zeitpunkt nicht absehbar, ab wann wir in Metzingen wieder vor ausverkauftem Haus spielen können. Allerdings sind wir von diesen Einnahmen rund um einen Spieltag wesentlich abhängig. Das sind ungefähr 25% unseres Gesamtumsatzes. Das voll einzuplanen wäre nicht seriös. Daher haben wir in unserer Planung hier deutliche Abstriche gemacht. Zusammen mit den verringerten Sponsoring-Einnahmen fehlen uns aktuell circa 30% der geplanten Einnahmen. Das ist für uns ein Einschnitt den es zu verkraften gilt, aber ich hatte schon seit einigen Wochen damit gerechnet,  daher konnten wir uns vorbereiten,“ so Ferenc Rott. Um die fehlenden Einnahmen aufzufangen sollen vor allem Kosten gespart werden.

Kosten-Sparen: Die Mannschaft geht voran  

Viel Einsparpotential gibt es bei einer Sportmannschaft nicht. Knapp 85% der Ausgaben sind Personalkosten. Der Kader stand in der letzten Saison so früh fest wie noch nie und damit auch vor Beginn der Corona-Krise. Sich von einzelnen Spielerinnen zu trennen war für den TUSSIES-Manager keine Option. Wenn dann, dann alle gemeinsam. „Schon vor knapp einem Monat habe ich per Video-Konferenz den Spielerinnen unsere finanzielle Situation erläutert und mit Ihnen über ein Modell gesprochen, dass die Gehälter alle prozentual gleichmäßig für drei Monate anpasst, aber die Spielerinnen auch an einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt. Beim gestrigen Saisonstart haben wir dann mit dem Team noch mal ausführlich alles besprochen und die Situation detailliert, auch mit belegbaren Zahlen, erläutert.  Das Team hat sich vorbildlich verhalten, Verständnis gezeigt und klare Signale gegeben uns zu unterstützen. Damit leisten sie einen wesentlichen Anteil, dass wir mit einem guten Gewissen in die neue Saison starten können. Daher gilt ein großer Dank allen Spielerinnen.“ Die wirtschaftliche Situation wird dann in drei Monaten erneut beurteilt und mit der Mannschaft offen und transparent besprochen. Eine vorzeitige Verbesserung der finanziellen Lage soll sich unmittelbar auf die Spielgehälter auswirken, um dem Verzicht entgegenzuwirken. Um für ausreichend Transparenz gegenüber der Mannschaft zu sorgen sind die Großsponsoren Timo Eberwein (Geschäftsführer Wahl-Gruppe), Jörg Walden (Geschäftsführer iPoint-systems GmbH) und Michael Rampf (Geschäftsführer RAMPF-Gruppe) dauerhaft in den Prozess miteingebunden. Sie sind bereits beim Saisonauftakt dem Team gegenüber als Ansprechpartner aufgetreten und haben aus Ihrer Sicht das aktuelle Geschehen erläutert und eingeschätzt. Sie werden auch weiterhin als Kontrollinstanz sowie als Ansprechpartner fungieren.

Die dreimonatigen Gehaltskürzungen betreffen selbstverständlich nicht nur die Spielerinnen, sondern alle Angestellten der TUSSIES. Die Verantwortlichen der TUSSIES gehen offen mit den finanziellen Herausforderungen um und werden weiterhin intensiv versuchen diese zu lösen. Zum einen durch neue Sponsoren, durch eventuell verbesserte wirtschaftliche Bedingungen bei alten Sponsoren und auch durch Fan-Aktionen die nun zeitnah starten werden. Auch auf staatliche Förderung können die TUSSIES hoffen. Wie viel von den Hilfen des Bundes für Profimannschaften tatsächlich in Metzingen ankommen ist aktuell aber noch unklar und kann daher in der Planung noch nicht berücksichtigt werden. „Ich denke die Spielerinnen und auch viele Sponsoren haben sich bereits sehr solidarisch gezeigt. Ich hoffe, dass weitere Sponsoren, unsere Fans aber auch der Bund und das Land mitziehen und wir gemeinsam diese Situation meistern,“ analysiert Ferenc Rott vorsichtig optimistisch.

Kaja Kamp Nielsen bleibt in Dänemark

Eine Spielerin hat sich kurz vor Vertragsbeginn noch unentschieden und wechselt nicht nach Metzingen. Die dänische Kreisläuferin Kaja Kamp Nielsen hat kurzfristig ein Angebot aus Dänemark bekommen und wird nun dort auf Torejagd gehen. Für Ferenc Rott sportlich ein Verlust, den er menschlich aber nachvollziehen kann: „Ich habe schon zu Beginn der Pandemie zu allen Spielerinnen gesagt, dass sich die finanziellen Rahmenbedingungen sicherlich ändern werden. Das gilt ja nicht nur für uns, sondern allgemein im Sport. Im Fußball und Männer-Handball wird das ganz offen kommuniziert. Für mich wäre es verantwortungslos gewesen, in die Saison zu starten, zu hoffen dass alles besser kommt als geplant und dann während der Runde mit der Nachricht bei der Mannschaft aufzuschlagen, dass die Gelder nicht reichen.  Ich habe jeder Spielerin die Wahl gegeben, noch vor der Saison sich entweder umzuorientieren oder mit uns diesen Weg zu gehen. Kaja hat ganz kurzfristig noch dieses Angebot bekommen und gefragt, ob sie es annehmen kann. Auf der Kreisposition sind wir mit Tamara und Svenja weiterhin sehr gut besetzt und ich kann verstehen, dass Kaja in der aktuellen Situation nicht umziehen und das Land wechseln möchte, zu einem Verein den sie bisher kaum kennt. Wir haben uns geeinigt, dass wir in Kontakt bleiben und ich wünsche Kaja viel Erfolg in Dänemark.“

Alles was die Fans betrifft

Auch von Fan-Seite haben die TUSSIES in den letzten Wochen enorm viel Unterstützung und zu Zuspruch erfahren. Einige Spenden sind bereits eingegangen sowie verschiedene Vorschläge für Fan-Aktionen. Bisher wurde in Metzingen das noch nicht umgesetzt, laut Ferenc Rott aber begründet: „Zunächst mal möchte ich ein großes Lob und einen Dank an unsere treuen Fans aussprechen. Es tut wirklich gut so viel Zuspruch zu bekommen. Wöchentlich sind bei uns dutzende Nachrichten eingegangen. Das zeigt, wie groß der Zusammenhalt in Metzingen ist, das macht mich sehr stolz. Aber ich wollte zunächst die eigenen Hausaufgaben machen. Erst mit den Sponsoren und der Mannschaft sprechen, sehen wo wir stehen und die Saison durchplanen. Ich weiß, dass auch viele unserer Zuschauer von den finanziellen Folgen der Pandemie betroffen sind und daher widerstrebt es mir eigentlich hier jetzt nach Geld zu fragen. Doch nachdem die Mannschaft sowie die Sponsoren vorgelegt haben und die Fans ja wiederholt nach Aktionen gefragt haben, werden wir in den nächsten Wochen auch hier etwas starten. Ich bin davon überzeugt, dass sich auch hier viele solidarisch zeigen werden.“
Auch der Dauerkartenverkauf soll bis spätestens Ende Juli anlaufen. Aktuell wird gemeinsam mit der Stadt an Konzepten gearbeitet. Bei der Abwicklung der Dauerkarten und bei Fan-Anfragen bittet der Manager um Nachsicht: „Um Kosten zu sparen haben wir auch das Team ums Team stark reduziert. Außerdem haben wir die Geschäftsstelle gekündigt und somit aktuell keine Anlaufstelle für unsere Fans. Wir planen hier eine kostengünstige Alternative. Ansonsten versuchen wir zunächst alles online oder am Telefon zu bearbeiten. Ich hoffe hier auf Verständnis, wenn manche Dinge etwas länger dauern.“

 Ausblick

Es darf festgehalten werden, dass die Corona-Pandemie die TUSSIES zwar getroffen hat, aber der Zusammenhalt bisher nur größer geworden ist. Die nächsten Wochen werden zeigen ob sich das weiterhin bestätigt. Es ist aber davon auszugehen, denn die TUSSIES sind schon immer ein familiärer Verein und Familien halten zusammen, ganz besonders in schwierigen Zeiten. Sportlich kann Trainerin Edina Rott mit einem voll besetzen und talentierten Kader arbeiten und dieses Jahr vor allem auf Kontinuität setzen. Wirtschaftlich befindet sich der Verein weiterhin in einer sehr finanzstarken Region mit treuen Partnern. Dazu kommt das starke Band zwischen Mannschaft und Fans. Das macht Hoffnung auf eine tolle Saison 20/21.